2015-12-10 13:40:00

Katholisch-jüdisches Dialogpapier: Eine Einordnung


So interessant und wichtig es auch ist: Das neue Vatikan-Dokument zum katholisch-jüdischen Gespräch stellt nur eine Etappe dar. Zunächst ist es keine Äußerung des Lehramts; theologisch fundiert und ausführlich hat sich das Lehramt mit „Nostra Aetate“ vor fünfzig Jahren zum ersten Mal überhaupt mit dem Judentum beschäftigt, und der letzte hochkarätige Text in diesem Bereich stammt von 2001 (das war ein Text der Bibelkommission).

Das neue Dokument weist sehr deutlich auf die Baustellen im katholisch-jüdischen Gespräch hin, vor allem auf das heikle Nebeneinander eines Alten und eines Neuen Bundes und auf die Frage, inwiefern Jesus auch für Juden der universale Heilsmittler ist. Dieser letzte Punkt rührt an den Streit um die 2008 neuformulierte Karfreitags-Fürbitte, auch wenn sich das neue Dokument in dieser Hinsicht ausschweigt.

Immerhin spricht es von einer „prinzipiellen Ablehnung einer institutionellen Judenmission“; das nimmt manchen Befürchtungen und Vorwürfen, die sich auf die Karfreitags-Fürbitte bezogen, den Wind aus den Segeln. Vielleicht ist diese Absage an Judenmission der wichtigste Punkt des neuen Papiers.

Derweil haben sich übrigens zu fünfzig Jahren „Nostra Aetate“ auch 25 orthodoxe Rabbiner geäußert, aus Israel, Europa und den USA. Und ihre Stellungnahme ist überhaupt die erste ihrer Art seit dem Konzil.

(rv 10.12.2015 sk)








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