2015-12-09 12:53:00

Weihbischof Boom: Heiliges Jahr als „Sprung nach vorn“


Bei der Eröffnungsmesse des Heiligen Jahres im Petersdom war auch der Würzburger Weihbischof Ulrich Boom dabei. Er ist der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für das Heilige Jahr und sprach mit Radio Vatikan über die Pläne für das Heilige Jahr in Deutschland.  

Erstmals werden zum Heiligen Jahr die Pforten nicht nur in Rom, sondern in Kirchen und Kathedralen weltweit geöffnet. So auch im Kölner Dom; dort wurde bereits am Dienstagabend das Marienportal feierlich geöffnet. Der Beauftragte für das Heilige Jahr in Deutschland, Weihbischof Ulrich Boom, war dennoch am großen Tag in Rom, um dort bei der Eröffnungsmesse des Heiligen Jahres mit Papst Franziskus dabei zu sein.  

„Es war ein beeindruckendes Erlebnis für mich, auch persönlich. Man ist ja schon älter geworden und es gehen einem so fünfzig Jahre durch den Kopf. Gegenüber von mir saß Frère Alois. Ich habe viele Jahre Exerzitien gemacht und bin nach Taizé gefahren. Mir kamen so die Gedanken, die Bewegung von Johannes XXIII. mit Frère Roger und all diese Dinge, die mich spirituell geprägt haben. Ein beeindruckender Gottesdienst. Irgendwie aber auch ganz schlicht, gar nicht so groß und aufgetragen. Fast eine ganz normale Messe mit einer schönen Predigt vom Heiligen Vater und dann anschließend der Gang zur Heiligen Pforte und dann durch die Heilige Pforte durch. Das war für mich bewegend und ich dachte: Wenn es so wird, wenn du am Ende deines Lebens durch die ewige Pforte gehst und dann irgendwo im Himmel ankommst und dann das beeindruckende Bild: Wir stehen alle vor dem Gekreuzigten, wir haben den leidenden Gott vor uns, der in den Menschen zu uns gekommen ist.“

Das Heilige Jahr beginnt zu einem historischen Tag: Am 8. Dezember endete das Zweite Vatikanische Konzil. Für Ulrich Boom ist das eine wichtige Stoßrichtung für das Heilige Jahr. Denn auch hierbei gehe es darum, Türen aufzustoßen, sodass die Kirche hinaus zu den Menschen gehe, aber auch die Menschen hinein in die Kirche kommen.

„Vielleicht machen wir auch jetzt einen ganz großen Schritt der Konzilsväter mit, einen Sprung nach vorn. Vielleicht einfach noch mehr zu empfinden, wo die Freuden und Hoffnungen, aber auch wo die Trauer und Angst der Menschen liegen. Und dass wir den Wiederhall, wie es in Gaudium et Spes heißt, in uns spüren, der da angesprochen wird. Dass wir also auch in uns haben, was die Welt so empfindet. Es ist ja eigentlich immer ein Weg der Umkehr aus unserer Ich-Bezogenheit in das Du hinein und auf Gott hin und auf den Menschen hin. Das Erste ist nicht die Kirche, die wir der Welt bringen, sondern das Erste ist, dass die Kirche Gott der Welt bringt oder Gott in der Welt findet. Dass Gott und Mensch zusammenkommen. Und dafür ist die Kirche ein Vehikel. Und dass wir das vielleicht so ganz neu lernen mit den offenen Türen.“

Neben der Öffnung zahlreicher Kirchenportale gibt es im Heiligen Jahr in den deutschen Diözesen zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen, Podien, Jugendfestivals und Wallfahrten. Die Deutsche Bischofskonferenz hat einen Heilig-Jahr-Kalender erstellt, den man unter www.heiligesjahrbarmherzigkeit.de einsehen kann. Ab Aschermittwoch wird Papst Franziskus zudem sogenannte Missionare der Barmherzigkeit aussenden, die dann zu den Heiligen Pforten der Kirchen in die verschiedenen Länder kommen. Ihre Aufgabe ist in erster Linie die eines Beichtvaters, erklärt Weihbischof Boom.

„Das Erste in der Beichte ist vielleicht gar nicht so sehr das Bekenntnis, sondern das Erste in der Beichte ist der Zuspruch, der uns geschenkt wird. Wie der barmherzige Vater beim verlorenen Sohn. Und dass das solche Missionare der Barmherzigkeit sind. Wir tun uns vielleicht in Europa oder in Deutschland ein wenig schwer damit, weil wir das gar nicht mehr so kennen, die Volksmissionen. Das ist das, was aus Lateinamerika zu uns kommt. Und zu einer guten Volksmission gehört auch die Beichte dazu. Dass wir unsere Herzen umkehren und wieder hinwenden zu Gott.“

Neben der Öffnung der Heiligen Pforten in den Kirchen wird ein weiterer Höhepunkt die Bußzeit von Aschermittwoch bis zum Osterfest, wo der Sonntag der Barmherzigkeit gefeiert wird. „Der hat ja ein schönes Evangelium von Thomas, der dem auferstandenen Herrn begegnet und nachbohrt: Stimmt es wirklich, dass es ein ewiges Leben gibt? Stimmt es wirklich, dass wir auf ewig nicht verloren sind? Das ist ja eigentlich die Frage, die er in die Wunde legt, die Wunde der Zeit und die des Auferstandenen. Und dann mit einem schlichten Bekenntnis endet: ‚Mein Herr und mein Gott‘. Nicht mit einem großen Traktat oder einer Kantate, sondern mit einem schlichten Gebet.“

(rv 9.12.2015 cz)

 








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