Anglikaner und Katholiken sind seit 55 Jahren im Dialog

Im Verhältnis zwischen der anglikanischen und katholischen Kirche hat sich in den letzten 55 Jahren viel getan, wie der Osservatore Romano am Dienstag berichtete. Am 2. Dezember 1960 gab es noch vor Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils ein Zusammentreffen von Papst Johannes XXIII. und dem Anglikaner-Primas Geoffrey Francis Fisher im Vatikan. Dieser „Höflichkeitsbesuch“ im privaten Rahmen sei laut Francesco Gagliano von „Il sismografo“ ein „historisches Ereignis“ mit weitreichenden Konsequenzen gewesen. Seit 1558 hatte kein Primas den Vatikan besucht. Am 23. März 1966 wurde der neue Erzbischof von Canterbury, Arthur Michael Ramsey, von Papst Paul VI. dann sogar offiziell im Vatikan empfangen.

Die Beziehungen zwischen der anglikanischen und der katholischen Kirche erreichten dann mit Benedikt XVI. einen neuen Höhepunkt. 2009 wurde nämlich bekannt, dass mehrere anglikanische Gruppen mit einem Übertritt in die katholische Kirche liebäugelten. Der deutsche Papst veröffentlichte daraufhin den päpstlichen Erlass „Anglicanorum coetibus“, der den Gläubigen die Konversion erleichtern sollte. Damit hatte Papst Benedikt XVI. eigene, bistumsähnliche Kirchenstrukturen für übertrittswillige Anglikaner ermöglicht. Sie erlauben eine Beibehaltung anglikanischer Traditionen bei gleichzeitiger Gemeinschaft mit dem Papst. Dem 2011 eingerichteten Personalordinariat „Our Lady of Walsingham“ für England, Schottland und Wales folgten zwei weitere ähnliche Einrichtungen für die USA und für Australien.

Papst Franziskus führt die Dialogbemühungen der katholischen Kirche mit dem Anglikaner-Primas Justin Welby fort. Ende November hat er den ersten Bischof für die katholischen Ex-Anglikaner in den Vereinigten Staaten ernannt. Der ehemalige Mitarbeiter der Glaubenskongregation, Steven Joseph Lopes, leitet nun das Personalordinariat „The Chair of Saint Peter“ in Houston, Texas, und ist für rund 6.000 Gläubige zuständig.

(or/rv 02.12.2015 ma)