Im türkischen Iskenderun hat der Nachfolger des ermordeten Bischofs Luigi Padovese
sein Amt angetreten. Der italienische Jesuit Paolo Bizzeti (67) ist für die Katholiken
der gesamten Osttürkei zuständig. In seiner Antrittspredigt rief er sie auf, trotz
Schwierigkeiten im Land zu bleiben. Auch in allen Generationen vor ihnen hätten Christen
„oft um den Preis des Lebens“ am Glauben festgehalten, sagte Bizzeti laut dem am Montag
verbreiteten Predigttext. Seinen Wechsel von Italien in die Türkei nannte Bizzeti
„eine Art Gegen-Exodus“. Seine Gemeinde warnte er vor Auswanderungsträumen. Viele
dächten, die EU sei „voller Chancen, reich und christlich“. In Wirklichkeit stecke
die Familie dort in der Krise, es herrsche Individualismus und eine Armut an Beziehungen.
Auch wenn es in Europa viele Kirchen und Gottesdienste gebe, sei dies nicht gleichbedeutend
mit vielen Jüngern Jesu, so der Bischof. Die Christen in der Türkei müssten „in vorderster
Linie sein, um ein demokratisches Land aufzubauen“.
Bizzeti, am 22. September 1947 in Florenz geboren, ist seit 1966 Jesuit und war seit
1978 immer wieder in der Türkei. Zuletzt arbeitete er als Direktor eines Zentrums
für die Laienbildung in Padua. Sein jetziger kirchliche Verwaltungsbezirk mit Sitz
in Iskenderun hat den Rang eines Apostolischen Vikariates, der Vorform eines Bistums. Bizzetis
Vorgänger Padovese war 2010 von seinem muslimischen Fahrer erstochen worden. Das Gericht
betrachtete ihn als geistesgestörten Einzeltäter. Kirchenvertreter äußerten hingegen
Zweifel am Aufklärungswillen der türkischen Justiz. Der Beschuldigte machte im Verlauf
des Prozesses widersprüchliche Angaben über seine Motive. Spekulationen reichten von
einem islamistischen Hintergrund bis zu einer homosexuellen Beziehung.
(kna 30.11.2015 ma)
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