2015-11-30 14:32:00

Australien: Erzbischof belastet Vorgänger


Melbournes katholischer Erzbischof Denis Hart hat seinen Amtsvorgängern Untätigkeit gegenüber Missbrauchsfällen vorgeworfen. Für ihn sei inzwischen „offensichtlich, dass es eine Kenntnis und ein Versagen zu handeln gab“, sagte Hart laut australischen Medien am Montag vor einer staatlichen Untersuchungskommission in Melbourne. Seinen direkten Vorgänger Kardinal George Pell nahm er von der Kritik weitgehend aus.

Der 74-jährige Hart, seit 2001 an der Spitze der Erzdiözese, sprach im Blick auf den innerkirchlichen Umgang mit Missbrauchsvorwürfen von einer „Horrorgeschichte“. Verantwortlich machte er vor allem Erzbischof Thomas Francis Little (1925-2008), der die Ortskirche von 1974 bis 1996 leitete, sowie drei Generalvikare. Trotz immer wieder erhobener Vorwürfe sei nichts geschehen. Der Respekt vor der alleinigen Handlungsvollmacht des Erzbischofs habe eine „Lähmung“ erzeugt.

Über Pell, der von 1987 bis 1996 Weihbischof unter Little war, sagte Hart, er hätte erwartet, dass Pell damals einen „angemessenen Grad an Kenntnis“ von den Vorgängen gehabt und diese auch gegenüber dem Erzbischof thematisiert habe. Pell müsse „erklären, was er wusste und was er nicht wusste“, so Hart. Zugleich hielt er Pell zugute, dass dieser als Diözesanleiter das Aufklärungsprogramm „Melbourne Response“ ins Leben rief.

Pell soll am 16. Dezember vor dem Ausschuss als Zeuge aussagen. Er leitete die Erzdiözese Melbourne von 1996 bis zu seinem Wechsel nach Sydney 2001. Papst Franziskus berief Pell im April 2013 in den Kardinalsrat für eine Kurienreform. Im Februar ernannte er ihn zum Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats.

Nach Informationen der Untersuchungskommission gingen bei der Erzdiözese Melbourne seit 1980 Missbrauchsvorwürfe von 335 Personen gegen 84 Priester ein. Die Fälle betreffen den Zeitraum von 1950 bis 1989.

(kna/kap 30.11.2015 sk)








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