2015-11-28 13:30:00

Hoffnung ist nicht gleich Optimismus: Begegnung mit Jugend


Volltext der Ansprache von Papst Franziskus bei der Begegnung mit Jugendlichen, Kampala, Kololo Airstrip, 28. November 2015

Omukama Mulungi!  (Gott ist gut!)
Obudde Bwoona!     (Jetzt und in Ewigkeit!)
Liebe junge Freunde,

ich freue mich, hier zu sein und diese Momente mit euch zu teilen. Ich möchte meine Mitbrüder im Bischofsamt und die hier anwesenden zivilen Verantwortungsträger begrüßen. Ich danke Bischof Paul Ssemogerere für seine Worte, mit denen er mich willkommen geheißen hat. Die Zeugnisse von Winnie und Emmanuel bestärken meinen Eindruck, dass die Kirche in Uganda reich an jungen Menschen ist, die sich nach einer besseren Zukunft sehnen. Heute möchte ich euch, wenn ihr es erlaubt, im Glauben stärken, in der Liebe ermutigen und ganz besonders in der Hoffnung festigen.

Die christliche Hoffnung ist kein bloßer Optimismus; sie ist sehr viel mehr. Sie gründet mit ihren Wurzeln in dem neuen Leben, das wir in Jesus Christus empfangen haben. Der heilige Paulus sagt, dass die Hoffnung uns nicht zugrunde gehen lässt, weil in der Taufe die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist durch den Heiligen Geist (vgl. Röm 5,5). Die Hoffnung macht uns fähig, auf die Verheißungen Christi, auf die Kraft seiner Vergebung, seiner Freundschaft und seiner Liebe zu vertrauen, welche die Türen öffnet für ein neues Leben. Gerade wenn ihr auf ein Problem stoßt, auf einen Misserfolg, wenn ihr ins Stocken geratet, dann verankert euer Herz in dieser Liebe, denn sie hat die Macht, den Tod in Leben zu verwandeln und alles Übel zu vertreiben.

So möchte ich euch heute Nachmittag vor allem einladen zu beten, dass diese Gabe in euch wachse und ihr die Gnade empfangen könnt, Boten der Hoffnung zu werden. Es gibt so viele Menschen in unserer Umgebung, die eine tiefe Unruhe und sogar Verzweiflung in sich verspüren. Jesus löst ein solches Gewölk auf, wenn wir es ihm erlauben.

Ich möchte auch ein paar Gedanken mit euch teilen in Bezug auf einige Hindernisse, denen ihr auf dem Weg der Hoffnung begegnen könntet. Ihr alle wünscht euch eine bessere Zukunft, einen Arbeitsplatz, Gesundheit und Wohlstand, und das ist gut so. Zum Wohl des Volkes und der Kirche möchtet ihr eure Gaben, die Bestrebungen und die Begeisterung mit den anderen teilen, und das ist sehr gut so. Doch manchmal, wenn ihr die Armut seht, wenn ihr den Mangel an Chancen bemerkt, wenn ihr Misserfolge im Leben habt, kann ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit aufkommen und sich breit machen. Dann könnt ihr versucht sein, die Hoffnung zu verlieren.

Habt ihr nie ein Kind gesehen, das auf der Straße vor einer Pfütze Halt machen muss, die vor ihm liegt und die es nicht überspringen oder umgehen kann? Es kann den Versuch machen, aber dann fällt es und wird nass. Daraufhin, nach verschiedenen Versuchen, ruft es den Vater zu Hilfe, der es an die Hand nimmt und es schnell hinüber bringt. Wir sind wie jenes Kind. Das Leben hält viele Pfützen für uns bereit. Wir müssen aber nicht alle Probleme und Hindernisse aus eigener Kraft überwinden. Gott ist da, um unsere Hand zu ergreifen, wenn wir ihn nur anrufen.

Was ich sagen möchte ist, dass wir alle – auch der Papst – jenem Kind gleichen müssten! Denn nur wenn wir klein und demütig sind, fürchten wir uns nicht, unseren Vater zu Hilfe zu rufen. Wenn ihr diese Hilfe erfahren habt, wisst ihr, wovon ich spreche. Wir müssen lernen, unsere Hoffnung auf ihn zu setzen, in dem Bewusstsein, dass er immer für uns da ist. Er flößt uns Vertrauen und Mut ein. Aber – und das ist wichtig – es wäre ein Irrtum, diese schöne Erfahrung nicht mit den anderen zu teilen. Wir würden einen Fehler machen, wenn wir nicht zu Boten der Hoffnung für die anderen würden.

Eine besondere „Pfütze“ kann den jungen Menschen Angst machen, die in der Freundschaft mit Christus wachsen möchten. Es ist die Furcht vor einem Scheitern in der übernommenen Verpflichtung zur Liebe, vor allem in jenem großen und erhabenen Ideal, das die christliche Ehe darstellt. Man kann fürchten, dass es einem nicht gelingt, eine gute Ehefrau und Mutter, ein guter Ehemann und Vater zu sein. Wenn man weiter auf die Pfütze schaut, kann man sogar sehen, wie sich die eigenen Schwachheiten und Ängste darin spiegeln. Bitte gebt ihnen gegenüber nicht auf! Manchmal kommen diese Ängste vom Teufel, der nicht will, dass ihr glücklich seid. Nein! Ruft Gott zu Hilfe, öffnet ihm euer Herz, und er wird euch hochheben, indem er euch in seine Arme nimmt, und er wird euch zeigen, wie ihr lieben könnt. Ich bitte besonders die jungen Paare, darauf zu vertrauen, dass Gott eure Liebe und euer Leben mit seiner Gnade segnen will im Ehesakrament. Im Mittelpunkt der christlichen Ehe steht das Geschenk der Liebe Gottes, nicht die Organisation prächtiger Feste, die häufig die tiefe geistliche Bedeutung einer fröhlichen Feier mit Angehörigen und Freunden verdunkeln.

Und schließlich ist eine „Pfütze“, der wir alle gegenübertreten müssen, die Furcht, anders zu sein, gegen den Strom zu schwimmen in einer Gesellschaft, die uns ständig drängt, Modelle der Befriedigung und des Konsums zu übernehmen, die den tiefen Werten der afrikanischen Kultur fremd sind. Denkt nur einmal daran, was wohl die Märtyrer von Uganda in Bezug auf den schlechten Gebrauch der modernen Kommunikationsmittel sagen würden, wo die jungen Menschen verzerrten Bildern und Anschauungen der Sexualität ausgesetzt sind, welche die Menschenwürde beleidigen und zu Traurigkeit und innerer Leere führen? Was wären die Reaktionen der ugandischen Märtyrer angesichts der Zunahme von Geiz und Korruption in der Gesellschaft? Sicher würden sie euch bitten, Vorbilder christlichen Lebens zu sein und darauf zu vertrauen, dass die Liebe zu Christus, die Treue zum Evangelium und der weise Gebrauch der Gaben, die Gott euch gegeben hat, das Leben dieses Landes nur bereichern, läutern und verbessern können. Die Märtyrer fahren fort, euch den Weg zu weisen. Habt keine Angst zuzulassen, dass das Licht des Glaubens in euren Familien, in den Schulen und an den Arbeitsplätzen leuchtet. Habt keine Angst, demütig in Dialog zu treten mit den anderen, die vielleicht eine andere Sicht der Dinge haben.

Liebe junge Freunde, wenn ich eure Gesichter sehe, bin ich voller Hoffnung: Hoffnung für euch, für euer Land und für die Kirche. Ich bitte euch zu beten, dass die Hoffnung, die ihr vom Heiligen Geist empfangen habt, weiterhin eure Bemühungen beflügelt, an Weisheit, Großherzigkeit und Güte zuzunehmen. Vergesst nicht, Boten dieser Hoffnung zu sein! Und vergesst nicht, dass Gott euch helfen wird, jegliche Pfütze zu überqueren, der ihr auf eurem Weg begegnet!

Setzt eure Hoffnung auf Christus, und er wird euch fähig machen, das wahre Glück zu finden. Und wenn es euch schwer fällt, zu beten und zu hoffen, fürchtet euch nicht, euch an Maria zu wenden, denn sie ist unsere Mutter, die Mutter der Hoffnung. Und zum Schluss meine Bitte: Vergesst nicht, für mich zu beten! Gott segne euch!

 

(rv 28.11.2015 ord)








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