2015-11-26 15:07:00

Papst an Priester und Ordensleute: Dient, dient, dient!


Den anderen dienen und sich nicht von anderen bedienen lassen: das ist die richtige Haltung für Priester und Ordensleute. Papst Franziskus kam bei seiner Begegnung mit ihnen in Nairobi auf eines seiner Lieblingsthemen für Kleriker zurück. Die vorbereitete Rede legte er gleich eingangs beiseite und sprach frei auf Spanisch, sein bewährter Übersetzer aus dem Staatssekretariat, Monsignore Mark Miles, dolmetschte auf Englisch.

„Was bedeutet es, erwählt zu sein? Ich wurde angesehen, ich wurde gewählt“, begann Franziskus seine mit witzigen Bemerkungen und Applaus durchsetzte Rede, die gleichwohl auch kritische Töne enthielt. So wandte er sich gegen den Typus des Karrierepriesters und der Ordensfrau, die dem Ruf Jesu aus weltlichem Interesse folgt. „Erinnern wir uns an die Mutter von Jakob und Johannes: Herr, ich möchte dich bitten, wenn du die Torte anschneidest, gibt das größte Stück meinen Söhnen. Den einen zu deiner rechten, den anderen zu deiner Linken“, führte Franziskus aus. Wer zur Nachfolge Jesu berufen sei, der könne nicht durchs Fenster einsteigen, sondern müsse durch die Tür eintreten, und die Tür sei einzig Christus. „Es gibt die Versuchung, dem Herrn aus Ehrgeiz zu folgen. Doch im Leben eines Menschen, der Jesus folgt, ist kein Platz für Ehrgeiz, noch für Reichtum noch für das Bestreben, eine wichtige Person in der Welt zu sein.“ Und mit einer Pointe fuhr der Papst fort: „Alles was ihr tun müsst, ist Jesus bis ans Kreuz zu folgen, für die Auferstehung sorgt er dann schon selbst!“

Die Kirche sei kein Business und keine Nichtregierungsorganisation, nein: „die Kirche ist ein Geheimnis. Das Geheimnis des Angeschaut-Werdens von Christus.“ Klar sei natürlich, dass Jesus einen Mann oder eine Frau, die er beruft, „nicht gleich heiligspricht. Wir sind immer noch dieselben Sünder. Aber uns rettet die Zärtlichkeit und die Liebe Jesu.“ 

„Was Gott zum Kotzen bringt: Lauheit"

Allerdings dürften Priester und Ordensleute niemals aufhören, über die eigenen Sünden zu weinen, wie es Petrus tat, als er Jesus verriet. „Weinen über die eigene Untreue, weinen über das Leid der Welt, weinen über diese weggeschmissenen Leute, über die verlassenen Alten, über die ermordeten Kinder, über die Dinge, die wir nicht verstehen, weinen wenn wir uns fragen: Warum? Jedesmal, wenn ich ein Kind begrüße, das Krebs hat oder eine seltene Krankheit, wie das heute heißt, dann frage ich mich: Warum nur leidet dieses Kind? Und ich habe keine Antwort darauf, ich sehe nur auf Jesus am Kreuz. Es gibt Situationen im Leben, die uns einfach nur zum Weinen bringen, und dann müssen wir Jesus am Kreuz betrachten, und das ist die einzige Antwort auf bestimmte Ungerechtigkeiten, auf Leid. Wenn ein Priester oder ein Ordensmann, eine Ordensfrau den gekreuzigten Christus vergisst, fällt er oder sie in eine sehr hässliche Sünde, eine Sünde, vor der Gott ekelt, die Gott zum Kotzen bringt: Die Sünde der Lauheit. Liebe Priester, Schwestern und Brüder, sorgt dafür, dass ihr nicht in die Sünde der Lauheit verfallt."

Dienen, dienen, dienen

„Jeder, der sich von Jesus erwählen ließ, ist dazu gerufen, zu dienen“, schärfte der Papst den afrikanischen Priestern, Ordensleuten und Seminaristen ein: dem Volk Gottes zu dienen. Den Ärmsten, den Ausgeschlossenen, den Kindern und den Alten, den Leuten, die sich ihres eigenen Stolzes überhaupt nicht bewusst sind.“ Und der Papst erwähnte als abschreckendes Beispiel ein Treffen mit Priestern vor einem Jahr. „Während dieser Exerzitien gab es jeden Tag einen Altardienst nach dem Rotationsprinzip. Einige Priester beklagten sich: Nein, wir müssen doch bedient werden! Wir können doch bezahlen dafür, dass ein anderer den Altardienst macht! Bitte! Niemals, niemals so etwas in der Kirche!“, bat Franziskus eindringlich.

Am Schluss sprach er den Priestern und Ordensleuten einen bewegenden Dank aus: „Danke für die Nachfolge Jesu. Für jedes Mal, wenn ihr euch als Sünder fühlt. Für jede Geste der Zärtlichkeit an jenen, die es brauchen. Für jedes Mal, wenn ihr Sterbende in Frieden begleitet habt. Danke dafür, dass ihr euch helfen und korrigieren lasst. Und ich bitte euch, vergesst nicht für mich zu beten, weil ich es brauche.“

(rv 26.11.2015 gs)








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