2015-11-23 10:38:00

Sternberg: Innerkirchliche Streitigkeiten beenden


Als das Ergebnis vergangene Woche verkündet wurde, schlug er die Hände über dem Kopf zusammen. Für den Posten des Präsidenten des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK) war Thomas Sternberg wahrlich kein Favorit gewesen, doch zur eigenen Überraschung setzte er sich durch. Jetzt blickt Deutschlands Laien-Chef auf seine Aufgaben. Für ihn im Fokus steht erst einmal, innerkirchliches Hickhack zu beenden: „Ich glaube, dass es sehr wichtig und gut ist, wenn wir unsere Kräfte nicht weiter in innerkirchlichen Streitigkeiten verschleißen müssen und dass einige kirchliche Streitthemen möglichst rasch vom Tisch kommen. Ich habe es bereits bei meiner Antrittsrede gesagt, dass in der nächsten Zeit der Einsatz von katholischen Männern und Frauen für das ungeborene Leben, den sie bei „Donum vitae“ leisten, kein Streitpunkt in der Kirche mehr sein wird.“ Solche Themen sind für Sternberg unnötig und sollten rasch ausgeräumt werden.

Schwieriger ist für den gebürtigen Sauerländer und NRW-Landtagsabgeordneten die Frage nach der Zukunft der Kirche. Da sieht er nur zwei Möglichkeiten: Entweder man tritt stärker gemeinsam auf, oder man wird in Zukunft gar nicht mehr wahrgenommen. „Denn sonst versteht keiner mehr, wie die komplizierten Binnenstrukturen einer Organisation sind, bei der man sich auch fragen muss: Was ist denn der Unterschied zwischen ZdK und Deutscher Bischofskonferenz? Zumal beide auch noch zu gleichen politischen Themen Erklärungen abgeben. Das ist in einer Gesellschaft, in der Kirche nicht mehr Mehrheit ist, nur ganz schwer nach außen zu vermitteln.“

Den Anspruch, dass das ZdK die katholischen Laien in Deutschland vertritt, darf es nach Sternbergs Dafürhalten nicht aufgeben. Neben den Laien repräsentiert der Verband auch zahlreiche Organisationen wie missio, Misereor, Caritasverband, Kolpingverband, Frauengemeinschaft, BDKJ bis hin zur Gemeinschaft katholischer Soldaten. Repräsentativer und demokratischer kann sich Sternberg, sagt er, ein Komitee nicht vorstellen.

Beim Ad-Limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom hat der Papst eine „Erosion des katholischen Glaubens“ in Deutschland diagnostiziert. Für Sternberg ganz klar kein deutsches, sondern vielmehr ein europäisches Problem. Für Franziskus sind die leerer werdenden Kirchen Beweis genug, Sternberg sieht das anders: „Ich selber finde den sonntäglichen Kirchgang als feste Gewohnheit richtig und wichtig. Aber längst nicht mehr jeder katholische Mensch hält das so in Deutschland. Dass man über so etwas redet und das zum Thema macht, ist völlig klar. Aber man muss sich sehr davor hüten, hier ein Pauschalurteil zu fällen, als wäre die katholische Kirche in Deutschland reich, aber nicht fromm. Das stimmt einfach nicht!“

(domradio 23.11.2015 pdy)








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