Der Papst reist nach China - jedenfalls beinahe

Franziskus besucht nächsten Dienstag zwar nicht Peking, aber doch eine der größten chinesischen Städte im Ausland. Es ist Prato, eine Stadt in der Toskana, nicht weit von Florenz, wo Tausende von chinesischen Familien leben. Sie arbeiten vor allem in der – seit einiger Zeit schwächelnden – Textilindustrie. In keiner Stadt Europas leben, im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung, so viele Chinesen wie hier.

Franco Agostinelli spricht nicht Chinesisch, ist aber Bischof von Prato. „Dieser Papstbesuch zuerst in Prato, und dann erst in Florenz, ist kein Zufall und kein Unfall“, sagt er im Radio-Vatikan-Interview, „sondern geradezu der Schlüssel zu dem, was der Papst in der Toskana erreichen will. Das hat er seinen engen Mitarbeitern so erklärt. Prato bietet genau die Themen, um die es Franziskus geht: Arbeit, Aufnahme und Integration von Fremden. Prato ist ein Labor für das, was die Gesellschaft der Zukunft sein könnte, für eine multiethnische, multirassische, multireligiöse Gesellschaft. Wir haben hier in der Stadt ca. 110 oder 112 verschiedene Nationalitäten. Das macht die Begegnung mit dem Papst hier wichtig.“

Franziskus besucht in Prato nächsten Dienstag zwar keine Textilfabrik, in der Ausländer an sechs Tagen in der Woche schuften; aber er trifft auf dem Domplatz Vertreter der Gesellschaft, bunt gemischt. Da kommen zum Beispiel auch die Franziskaner von der Himmelfahrt-Jesu-Pfarrei, die seit fünfzehn Jahren Seelsorge für die christlichen Chinesen in der Stadt machen. Zwei der vier Fratres sind selbst Chinesen. „Die chinesische Gemeinschaft ist in Prato schon sehr stark“, sagt uns der Bischof. „Man geht von offiziell etwa 30.000 chinesischen Bürgern in Prato aus. Aber zu unserer sehr heterogenen Realität gehören eben auch die Pakistaner, die Inder, die Südamerikaner, die Menschen aus Osteuropa. Also wirklich, eine sehr vielfältige Präsenz, die uns vom sozialen und kirchlichen Gesichtspunkt aus vor einige Herausforderungen stellt.“

(rv 07.11.2015 sk)