2015-11-05 13:42:00

Sachsens Ministerpräsident: Papst vielleicht 2016 in Deutschland


Papst Franziskus reist womöglich 2016 nach Deutschland. Das sagte am Donnerstag Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) nach einer Privataudienz im Vatikan. Er habe den Papst eingeladen, in den Freistaat Sachsen zu kommen. Rund 40 Minuten unterhielt sich Tillich mit Franziskus und weitere 40 Minuten mit dem vatikanischen Außenminister Pietro Parolin.

„Ich habe den Heiligen Vater, so wie ich das auch angekündigt hatte, nach Deutschland eingeladen und hatte ihn vom nächstjährigen hundersten Katholikentag in Leipzig berichtet, und er hat großes Verständnis für meine Einladung gezeigt."

Ein Besuch in Deutschland sei also wahrscheinlich, betonte der sorbische Katholik und derzeitige Bundesratspräsident Tillich. 2016 erscheine ihm realistischer für einen Papstbesuch als das Jahr darauf, denn 2017 seien Bundestagswahlen. Zuvor hatten bereits Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck das Oberhaupt der katholischen Kirche offiziell nach Deutschland eingeladen.

Der Ministerpräsident verständigte sich mit Hilfe eines Dolmetschers mit dem Papst, obwohl dieser sich bemühte, auch Deutsch zu sprechen und viele der Wörter verstand, sagte der Ministerpräsident nach der Privataudienz. Themen des Gesprächs waren unter anderem der Glaube und die Werte, die weltweite Flüchtlingsdebatte, die daraus folgende Integration der Flüchtlinge und der Dialog der Religionen:

„Unter anderem aber auch über die Verhältnisse in Sachsen selbst. Über die Frage des Anteils der Gläubigen an der Gesellschaft und darüber, dass man - was eben auch notwendig ist - den Menschen, die jetzt zu uns kommen, eine Chance gibt sich zu integrieren. Der muslimische Glaube und der christliche Glaube profitieren beide im Westen Europas von der Religionsfreiheit, aber gleichzeitig müssen wir alles dafür tun, dass es nicht zu einer Isolation der Menschen kommt oder zu einer Parallelgesellschaft. Was dazu führen würde, dass sie sich zurückziehen würden - und das wollen wir nicht. Thema war auch, dass wir uns als Westeuropäer wieder auf unsere Werte besinnen. Stärker auch die Mitmenschlichkeit und die Barmherzigkeit ins Auge nehmen."

Sachsen ist auch Pegida-Land, und das Thema der Ausländerfeindlichkeit ist präsent. Nicht immer sind dort Willkommensgesten für Flüchtlinge zu sehen. Menschen protestieren gegen die vermeintliche „Islamisierung des christlichen Abendlandes". 

„Wir sind jetzt erst dabei, die ersten Erfahrungen zu sammeln. Der Anteil der ausländischen Mitbürger war in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten relativ gering. Wir erleben jetzt, dass der Anteil von Flüchtlingen an Schulklassen von 0 auf 50 Prozent der wächst. Das heißt, wir haben - anders als manchmal vermutet - eben auch schon 50 bis 60 Prozent Ausländeranteil in den Schulklassen. Und das fordert alle heraus: die Eltern, die Schüler, die Lehrer. Ich bleibe bei meiner grundlegenden Feststellung: Kinder werden nicht fremdenfeindlich geboren. Deswegen liegt es vor allem an denjenigen, die sie dazu erziehen, wie sie leben, dass sie den Mensch, der ihnen begegnet, auch respektieren. "

Das Jahr der Barmherzigkeit könnte hier also die richtigen Botschaften verbreiten, so Tillich. Er hatte den Dresdener Kreuzchor mit nach Rom genommen. Er gab zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit am Dienstag ein Konzert in der Kirche der deutschsprachigen katholischen Gemeinde Santa Maria dell'Anima; dort sprach der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

(rv 05.11.2015 no)








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