2015-11-05 12:34:00

Papst: „Schließen wir nie aus, wir haben nicht das Recht dazu!"


Der Christ schließt mit ein, er macht vor niemandem die Türe zu, auch wenn das Widerstand hervorruft. Wer ausschließt, weil er glaubt, er sei besser, ruft Konflikte und Spaltungen hervor und wird es eines Tages vor dem jüngsten Gericht verantworten müssen. Das sagte der Papst am Donnerstag bei der Morgenmesse im Gästehaus Santa Marta.

In seinem Brief an die Römer fordert der Heilige Paulus, den Bruder nicht zu verurteilen und zu missachten. Selektiv zu sein, sei unchristlich. Christus hingegen vereine und schließe mit seinem Opfer auf dem Kreuzweg alle Menschen im Heil ein. Im Evangelium näherten sich die Sünder und alle Ausgeschlossenen Jesus an. Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten.

„Die Haltung der Schriftgelehrten, der Pharisäer ist die gleiche: Sie schließen aus: ‚Wir sind die Perfekten, wir befolgen das Gesetz. Die anderen sind Sünder. Die Haltung Jesu hingegen ist das Einschließen. Es gibt im Leben zwei Straßen: Jene des Ausschließens der Menschen von unserer Gemeinschaft und die Straße der Inklusion. Erstere kann klein sein, aber sie ist die Wurzel allen Unheils und aller Kriege. Man wird von der internationalen Gemeinschaft ausgeschlossen, aber auch aus Familien, von Freunden, wie viel Streit! Die Straße, die Jesus uns aufträgt, ist eine andere: Einschließen.“

Es sei nicht leicht, die Menschen mit einzuschließen, weil es Widerstände gebe. Es gebe diese selektive Haltung, so der Papst. Deshalb erzähle Jesus zwei Parabeln: Die vom verlorenen Schaf und von der Frau, die eine Münze verliert. Sowohl der Hirte als auch die Frau tun alles, um das, was sie verloren haben, wiederzufinden. Und als sie es schaffen, sind sie voller Freude.

„Sie sind voller Freude, weil sie das, was sie verloren haben, wiedergefunden haben, und aus lauter Glück laufen sie zu den Nachbarn und Freunden. ‚Ich habe gefunden, ich habe eingeschlossen‘. Darin besteht das Einschließen Gottes, gegen das Ausschließen von jenem, der urteilt, der die Menschen vertreibt. Er schafft sich einen kleinen Kreis aus Freunden. Gott hat uns alle im Heil eingeschlossen. Das ist der Anfang. Wir mit unseren Schwächen, unseren Sünden, unserem Neid, unseren Eifersüchteleien, immer haben wir diese Haltung, auszuschließen – und wie gesagt – das kann zum Krieg führen.“

Jesus tue es wie der Vater, der ihn gesandt habe, um uns zu retten. Er suche uns, um eine Familie zu werden.

„Denken wir wenigstens darüber ein wenig nach. Leisten wir unseren kleinen Beitrag, verurteilen wir nicht und sagen: ‚Der hat das gemacht und der das‘. Gott weiß: Das ist sein Leben, aber ich schließe ihn nicht aus meinem Herzen aus, aus meinem Gebet, von meinem Gruß, meinem Lächeln und wenn es die Gelegenheit gibt, sage ich ihm ein paar nette Worte. Schließen wir nie aus, wir haben nicht das Recht dazu! Denn, wie Paulus in seinem Brief schließt: Wir werden alle vor dem Jüngsten Gericht erscheinen. Jeder wird sich vor Gott verantworten müssen. Bitten wir um die Gnade, dass wir alle Männer und Frauen sein mögen, die immer, immer einschließen! Zwar mit einer gesunden Vorsicht, aber immer! Schließen wir vor niemandem die Türen, sondern haben wir immer ein offenes Herz: ‚Das gefällt mir, das gefällt mir nicht‘, aber mit einem offenen Herzen.“

 

(rv 05.11.2015 cz)








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