2015-10-31 09:57:00

Österreich: „Doppelte Integration“


Die Flüchtlingssituation dominiert die Schlagzeilen und die Aktivitäten, die große Not der Menschen auf der Flucht braucht sofortige Hilfe. Aber auch die Armutsgefährdungsquote im eigenen Land stellt für die Caritas eine Herausforderung wie schon lange nicht und in gleich doppelter Weise dar: „Wir sind dies- und jenseits der Grenzen gefordert, im In- und Ausland, in Österreich wie im Libanon“, erklärte Caritas-Präsident Michael Landau zum Auftakt der Caritas-Inlandskampagne bei einer Pressereise. Der Blick auf die Grenzen, Traiskirchen und die vielen Flüchtlinge dieser Tage sei nötig, dürfe aber nicht die Sorgen der Menschen hier in Österreich vergessen lassen. Landau: „Wir dürfen die eine Not nicht gegen die andere ausspielen. Ein ‚sowohl-als auch' muss das ‚entweder-oder' ablösen.“

Knapp 1,2 Millionen Menschen in Österreich gelten als armutsgefährdet, 450.000 Personen sind manifest arm, knapp 400.000 ohne Job. „Arbeitslosigkeit, steigende Mieten, die Frage nach der Zukunft der Bildung oder der Zugang zu leistbarer Pflege, all das bewegt viele Mensch in unserem Land. Sie dürfen nicht das Gefühl haben, dass sie vergessen wurden“, betonte der Caritas-Präsident. Schwerpunkte der Inlandskampagne, die unter dem Motto „Helfen können macht uns zu Menschen“ läuft, liegen deshalb bei der Unterstützung von Arbeitslosen, Mehrkindfamilien und Alleinerziehenden.

Den Anstieg der Arbeitslosenzahl bezeichnete Landau als eine „zentrale Herausforderung“: Im September waren in Österreich über 391.000 Menschen ohne Job, mehr als 41.000 galten als langzeitarbeitslose Personen.

Mit den Flüchtlingen komme aktuell natürlich „ein Stück Belastung“ auf Österreich zu, räumte der Caritas-Präsident ein, sie bedeuteten aber auch „eine Menge Chancen“. Klar sei eines, so Landau: „Nicht alle, die jetzt um Asyl ansuchen, werden in Österreich oder in anderen europäischen Ländern auch Asyl erhalten. Aber alle diese Menschen haben das Recht auf ein faires Asylverfahren.“ Landau fordert anlässlich der „Doppelbelastung“ eine „doppelte Integration“: „Eine Integration jener Menschen, die über die Grenze zu uns kommen, aber auch jener, die auch hier bei uns in konkreter Not sind. Wollen wir als Gesellschaft insgesamt weiterkommen, müssen wir beides im Blick behalten.“ Der Caritas-Präsident zeigte sich überzeugt davon, dass beides gelingen könne – „durch einen engen Schulterschluss von Bund, Land, Gemeinden, Zivilbevölkerung und Wirtschaft.“

(kap 31.10.2015 ord)








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