2015-10-25 11:52:00

Papst: „Jesus will Ausgegrenzte einschließen“


Nach drei Wochen Bischofssynode hat Papst Franziskus hat am Sonntag gemeinsam mit den Synodenvätern im Petersdom eine Abschlussmesse gefeiert. Dabei bedankte sich Franziskus bei den Synodenvätern für die gemeinsame Suche nach den Wegen des Evangeliums für unsere heutige Zeit. Franziskus betonte, dass die Synodenbrüder „gemeinsam vorangegangen seien“. Er rief sie dazu auf, mit „geheiltem“ und „erlöstem Blick“ weiterzugehen, ohne sich von Pessimismus und Sünde verdunkeln zu lassen.

In seiner Predigt erinnerte der Heilige Vater an das Mitleid und die Barmherzigkeit Gottes, die sich auch im Evangelium mit der Geschichte vom blinden Bettler Bartimäus aus Jericho zeige. Bartimäus sei dank Jesu Mitleid befreit worden. Jesus hatte gerade Jericho verlassen, um nach Jerusalem zu gehen, sei aber noch einmal stehengeblieben, um auf den Ruf des Bartimäus zu antworten. Er habe sich nicht damit begnügt, ihm ein Almosen zu geben, sondern wollte ihm persönlich begegnen.

„Er gibt ihm weder Anweisungen, noch Antworten, sondern stellt eine Frage: ‚Was soll ich dir tun?‘ (Mk 10,51). Das könnte wie eine nutzlose Frage erscheinen: Was sollte ein Blinder anderes ersehnen als das Augenlicht? Und doch zeigt Jesus mit dieser direkten, aber respektvollen Frage von Mensch zu Mensch, dass er unsere Bedürfnisse anhören will. Er wünscht sich mit jedem von uns ein Gespräch, das um das Leben, um reale Situationen geht und vor Gott nichts ausschließt. Nach der Heilung sagt der Herr zu jenem Mann: ‚Dein Glaube hat dir geholfen‘ (V. 52). Es ist schön zu sehen, wie Christus den Glauben des Bartimäus bewundert und ihm „vertraut“. Jesus glaubt an uns – mehr als wir selbst an uns glauben.“

Jesu Jünger sagten zu dem Blinden: „Hab nur Mut“, was wörtlich bedeute „Hab Vertrauen, fass dir ein Herz“ und „Steh Auf“, wie es Jesus schon oft zu den Kranken gesagt hatte. Die Jünger taten nichts anderes, als die ermutigenden und befreienden Worte Jesu zu wiederholen, und führten so direkt zu ihm.

„Dazu sind die Jünger Jesu auch heute berufen, besonders heute: den Menschen mit der mitfühlenden, rettenden Barmherzigkeit in Kontakt zu bringen. Wenn der Schrei der Menschheit – wie im Fall von Bartimäus – noch lauter wird, gibt es keine andere Antwort, als uns die Worte Jesu zueigen zu machen und vor allem sein Herz nachzuahmen. Die Situationen von Elend und Konflikt sind für Gott Gelegenheiten zur Barmherzigkeit. Heute ist die Zeit der Barmherzigkeit!“

Der Papst warnte vor den Versuchungen für jene, die Jesus folgten. Auch im Evangelium bliebe keiner der Jünger stehen wie Jesus. Sie setzen ihren Weg fort, gingen weiter, als ob nichts gewesen wäre. „Wenn Bartimäus blind ist – sie sind taub“, so der Papst: „Sein Problem ist nicht ihr Problem. Das kann eine Gefahr für uns sein: angesichts der ständigen Probleme lieber weiterzugehen, ohne uns stören zu lassen. Auf diese Weise sind wir wie die Jünger mit Jesus zusammen, denken aber nicht wie Jesus.“ Man sei in seiner Gruppe, verliere aber die Offenheit des Herzens; das Staunen, die Dankbarkeit und die Begeisterung, und man laufe Gefahr, ein „Gewohnheitsmensch der Gnade“ zu werden. „Wir können über ihn sprechen und für ihn arbeiten, aber weit entfernt von seinem Herzen leben, das sich zu denen ausstreckt, die verletzt sind.“ Das sei die Versuchung: eine „Spiritualität der Vorspiegelung“:

„Wir können die Wüsten der Menschheit durchqueren und nicht sehen, was wirklich los ist, sondern nur das, was wir sehen möchten; wir sind fähig, Weltanschauungen zu konstruieren, akzeptieren aber nicht, was der Herr uns vor Augen führt. Ein Glaube, der sich nicht im Leben der Menschen zu verwurzeln weiß, bleibt trocken, und anstatt Oasen zu schaffen, verursacht er weitere Wüsten.“

Die zweite Versuchung sei, in eine Art „Planungs-Glauben“ zu verfallen, wenn die Kirche mit dem Volk Gottes vorangehen könne, aber schon einen festen Zeitplan habe: „Wir wissen, wohin es gehen soll und wieviel Zeit dafür nötig ist; alle müssen unsere Rhythmen einhalten, und jeder Zwischenfall stört uns.“ Wer lästig werde oder nicht ebenbürtig sei, müsse ausgeschlossen werden. „Jesus will dagegen einschließen, vor allem die, welche ausgegrenzt sind und zu ihm schreien. Diese haben Glauben – wie Bartimäus –, denn zu wissen, dass man der Rettung bedarf, ist der beste Weg, um Christus zu begegnen.“

(rv 25.10.2015 cz)








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