Medien: Sieg für Franziskus und deutschsprachige Gruppe

Der Ausgang der Weltbischofssynode über Ehe und Familie im Vatikan ist Kommentarthema in vielen Zeitungen weltweit. Die meisten Blätter sehen in den Ergebnissen des Treffens einen Erfolg für den Reformkurs von Papst Franziskus.

Die Mehrheit der großen italienischen Tageszeitungen hat am Sonntag mit der Weltbischofssynode als Titelthema aufgemacht. Sie bewerteten den Abschluss nahezu einhellig als Öffnung gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen und als Erfolg der deutschsprachigen Arbeitsgruppe. „Die Synode öffnet sich für die Kommunion von wiederverheirateten Geschiedenen“, titelte der „Corriere della Sera“. „Ja zu Wiederverheirateten“, lautete die Überschrift von „La Repubblica“; „Ja zur Kommunion für Wiederverheiratete“, so die Schlagzeile von „Il Messaggero“.

Mit ihrer Festschreibung der Einzelfallprüfung sei die Synode dem Weg gefolgt, den die deutschsprachige Arbeitsgruppe geebnet habe, schrieb der „Corriere della Sera“. Die Bischofsversammlung habe den „deutschen Kompromiss“ verabschiedet, so „La Repubblica“. Die „deutsche Lösung“ habe die Konservativen verwirrt, kommentierte die in Turin erscheinende „La Stampa“.

Die US-Tageszeitung „Washington Post“ zog indes ein gemischtes Fazit: Das Abschlussdokument der Synode sei zwar weitreichender, als man es noch vor einigen Tagen für möglich gehalten habe. „Aber liberale Katholiken, die mit Papst Franziskus die große Hoffnung auf einen Wandel verbinden, dürften dennoch enttäuscht sein“, schrieb das Blatt. Immerhin sei es gelungen, unter Franziskus' Führung Themen zu behandeln, die früher in der katholischen Kirche noch als Tabu gegolten hätten.

Eigentlicher Sieg ist neue Debattenkultur

Der britische „Guardian“ kommentierte, die Synode sei „ein harter, verletzender Kampf“ gewesen, und die Wunden bräuchten viel Zeit, um heilen zu können. Franziskus' eigentlicher Sieg sei, dass er die Debattenkultur innerhalb der Kirche verändert habe. Mit seinem Auftreten ermutige er alle Katholiken, selbst über ihre Haltung nachzudenken. „Nur Gott weiß, wozu das führen wird“, so der „Guardian“.

Als „wichtigen Sieg für Papst Franziskus“ wertete die französische Zeitung „Le Figaro“ die Ergebnisse der Synode. Der Papst habe künftig die Möglichkeit, von Fall zu Fall zu entscheiden, ob er Wiederverheiratete zur Kommunion zulasse oder nicht, hieß es. Das Blatt würdigte den Vorschlag der deutschen Sprachgruppe der Synode. Dieser sei es gelungen, zwischen dem konservativen und dem reformorientierten Lager zu vermitteln und einen Kompromiss zu ermöglichen.

Ähnlich bewertete auch die Zeitung „Le Monde“ das Abschlusspapier. Damit hätten die Bischöfe die Tür für eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion einen Spalt breit geöffnet. Zugleich hob das Blatt hervor, dass mit Blick auf homosexuelle Paare keine entsprechenden Ergebnisse erzielt worden sein. Vor allem die Haltung der afrikanischen Bischöfe habe hier jede Entwicklung blockiert.

Argentinische Presse: Papst ist Gewinner

Auch die argentinische Presse sieht den Papst als Gewinner der Synode: „Obwohl absehbar war, dass es keine grundlegenden Änderungen der kirchlichen Doktrin oder der pastoralen Praxis geben würde, kann man von einem virtuellen Sieg des Papstes und seiner Vision einer Kirche der Barmherzigkeit sprechen“, schrieb die argentinische Tageszeitung „La Nacion“. Das Abschlussdokument der Synode habe Franziskus gerade im Hinblick auf die wiederverheirateten Geschiedenen „offene Türen“ hinterlassen. Er könne nun auf seinem Weg fortfahren, eine Kirche zu errichten, die nicht verdamme, sondern alle mit einschließe.

Eine nüchterne Bilanz zieht hingegen die spanische Tageszeitung „El Pais“. „Die Synode geht zu Ende, ohne den Erwartungen gerecht zu werden“, schrieb das Blatt. Für die wiederverheirateten Geschiedenen gebe es keine generelle Regelung, die ihnen den Empfang der Kommunion ermögliche. Das Abschlussdokument zeuge von der anhaltenden Spaltung zwischen dem Papst und eines großen Teils der Kirchenhierarchie.

(kap 25.10.2015 pdy)