2015-10-20 12:34:00

Synode: Der Laufplan bis zum Schluss


Die Sprachgruppen der vatikanischen Bischofssynode haben am Dienstagvormittag ihre Arbeit abgeschlossen. Die jetzt folgenden Tage sind den Diskussionen über das Abschlussdokument (Relatio finalis) gewidmet, mit einem Finale am späten Samstagnachmittag, wenn über die Relatio abgestimmt wird. Dabei dämpfte der Berliner Erzbischof Heiner Koch in einem Interview die Erwartungen und drückte die Hoffnung aus, das der Papst einen eigenen Text verfassen werde.

Nach dem Te Deum am Samstag, 19 Uhr, können die Kardinäle und Bischöfe die Synodenaula verlassen und Journalisten Rede und Antwort stehen. Der Text der Relatio finalis wird entweder auf Wunsch des Papstes gleich veröffentlicht - wie im Vorjahr -, oder Franziskus zieht es diesmal vor, aus dem Text wesentliche Punkte für sein eigenes Schreiben, das erst nach einiger Zeit kommen wird, zu extrahieren.

Am Mittwoch können die Bischöfe kurz durchatmen, weil die vom Papst ernannte Kommission zur Erarbeitung der Relatio finalis ihre Arbeit leisten soll. Die Kommission wird von Synoden-Generalrelator Kardinal Peter Erdö (Budapest) geleitet. Mitglieder sind Synoden-Generalsekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri, Erzbischof Bruno Forte (Chieti, Italien), Kardinal Oswald Gracias (Mumbai), Kardinal Donald Wuerl (Washington), Kardinal John Dew (Wellington, Neuseeland), Erzbischof Victor Manuel Fernández (Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien), Bischof Mathieu Madega Lebouakehan (Mouila, Westafrika), Bischof Marcello Semeraro (Albano, Italien) und Jesuitengeneral P. Adolfo Nicolás Pachón.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch trägt als Relator der deutschsprachigen Gruppe, die von Kardinal Christoph Schönborn geleitet wird, am Dienstagnachmittag in der Synodenaula die Relatio der Schönborn-Gruppe vor. Sie soll am Mittwoch veröffentlicht werden.

In einem Interview mit der Würzburger Zeitung „Die Tagespost" (Dienstag) sagte Erzbischof Koch, die Einarbeitung in den Schlusstext werde mühsam werden: „Ich weiß als Relator der deutschen Sprachgruppe aus den Gesprächen und der Zusammenarbeit mit den anderen Relatoren, wie mühsam es ist, die Stellungnahmen aus den Sprachzirkeln, die 'modi', in den Text des 'Instrumentum laboris' einzuarbeiten. Jeder 'modus' verändert wieder den Text, was wieder zu neuen Texten herausfordert. Ein fließender, ein begeisternder Text, der eine schwungvolle Theologie des Ehesakraments bietet, kann sich so nicht ergeben. Wir schreiben einen Text und übergeben ihn dem Heiligen Vater, der das alles verfolgt hat, nicht nur das schriftliche Wort, sondern auch das mündliche Wort und die vielen Gespräche in den Pausen, in den Zirkeln. Wie er mit diesem Text umgeht, weiß ich nicht. Ich kann ihm nur empfehlen, das aufzugreifen, aber einen eigenen Text zu schreiben", sagte Koch.

 

Kritik an Vorbereitung

Der Erzbischof von Berlin verhehlte nicht seine Kritik an der Synodenvorbereitung: „Tatsächlich wäre es ein Gewinn gewesen, wenn wir in der Zeit zwischen den beiden Synoden zu den strittigen Fragen gearbeitet hätten - nicht nur in dem Sinn, dass die einzelnen Gruppen arbeiten und sich durch die eigenen Leute wieder bestätigen lassen, dass wir uns also im Kreis drehen. Es wäre vielleicht besser gewesen, dass man dogmatisch, pastoral, kirchenrechtlich und psychologisch geschulte Fachleute zu Rate gezogen hätte, die jetzt auch Rede und Antwort stehen könnten, die man jetzt, im Plenum, auch befragen könnte: Ist das jetzt theologisch möglich oder nicht, da möchte ich eine Klarstellung haben. Das wäre sicherlich eine Bereicherung gewesen."

Allerdings sei klar, dass sich nach der Synode alle Katholiken an die Entscheidungen halten müssten, die der Papst treffen werde, auch wenn sie nicht den Wünschen eines Synodenvaters entsprechen. „Wenn der Heilige Vater ein klares Votum spricht, so oder so, erwarte ich von der gesamten Kirche, auch der deutschen Kirche, dass sie sich an dieses Votum hält. Punkt", so Koch.

Mit Sicherheit, so der deutsche Familienbischof, werde man „weder gestern, noch heute, noch morgen die Verbindung mit dem Heiligen Vater und der katholischen Kirche verlassen". Zugleich erwarte er von allen, „dass man mit der Loyalität, die man Johannes Paul II. und Benedikt XVI. entgegengebracht hat, nun auch zu Franziskus steht." Er habe außerdem „das große Vertrauen, dass uns der Heilige Geist, auch durch den Papst, zu einem Ergebnis führt, dass uns neu die Wahrheit erkennen lehrt".

 

Botschaft soll nicht „abgehoben und menschenfern" sein

„Es wäre auch „völlig zu knapp gesprungen, zu sagen, dass wir alles nur auf die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen reduzieren", so Koch weiter. Als wichtige weitere Themen nannte er die Ehevorbereitung, den Umgang mit alten und sterbenden Menschen in den Familien und die Frage, „was es bedeutet, wenn jetzt so viele Menschen mit anderen Religionen zu uns kommen".

Persönlich würde Koch gerne mit der Botschaft aus Rom abreisen, dass die Kirche viele Menschen und ihre unterschiedlichen Anliegen im Blick habe und beachte. Dazu gehörten auch Homosexuelle, die den Wunsch hätten, nicht diskriminiert, sondern geachtet und geschätzt zu werden.

(kap 20.10.2015 gs)








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