2015-10-19 11:33:00

Papstmesse: Nein sagen zum Geld-Gott


„Diese Wirtschaft tötet“: Selten hat ein so kurzer Papst-Satz wie der aus ‚Evangelii Gaudium’ (2013) für so viel Aufsehen und Debatten gesorgt. Um Wirtschaft und um Reichtum ging es auch in der Predigt von Papst Franziskus bei der Frühmesse am Montag. In der vatikanischen Santa-Marta-Kapelle legte er den Text des Lukasevangeliums (Lk 12,13-21) aus, in dem Jesus seine Zuhörer „vor jeder Art von Habgier“ warnt. Hintergrund ist ein Streit zweier Brüder um das Erbe.

„Denken wir mal daran, wie viele Familien wir kennen, die wegen eines Erbes gestritten haben, die sich nicht mehr grüßen, die sich hassen! Da ist nicht mehr die Liebe in der Familie wichtig, die Liebe der Kinder, der Geschwister, der Eltern – nein, das Geld ist wichtig. Und das zerstört. Auch bei den Kriegen, die wir heute sehen, ist das so. Ja, es gibt schon ein Ideal, aber dahinter steckt das Geld: das Geld der Waffenhändler, das Geld derer, die vom Krieg profitieren. Ich bin mir sicher: Jeder von uns kennt eine Familie, die so in sich zerstritten ist! Und Jesus ist da ganz klar: ‚Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier’, sie ist gefährlich. Die Habgier – sie gibt uns diese falsche Sicherheit, die dazu führt, dass ich zwar bete und in die Kirche gehe, aber mein Herz woanders habe. Und das endet übel!“

Weiter im Lukas-Text: Dort erzählt Jesus dann das Gleichnis von einem Unternehmer, der überlegt, ob er nicht größere Scheunen für seine Ernte bauen sollte. „Statt zu denken: ‚Das könnte ich doch mit meinen Arbeitern, mit meinen Angestellten teilen, damit auch sie etwas für ihre Familien haben’, sagt er sich: ‚Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen’. Immer mehr! Der Durst des Anhängens an Reichtümer wird nie gestillt. Wenn dein Herz am Reichtum hängt, willst du immer noch mehr, als du schon hast. Und das ist dann der Gott dessen, dessen Herz an den Reichtümern hängt.“

Diesem ‚Geld-Gott’ hielt Papst Franziskus den Weg der Seligpreisungen entgegen; die erste sei „die Armut im Geist“, und das bedeutete „Dienst an den anderen, Teilen“. Wer auf diesem Weg vorangehe, der sei „nicht in dieser Sünde der Idolatrie“ verfangen; wer Almosen gebe und mit anderen teile, der zeige, „dass die Liebe zu Gott größer ist als das Anhängen am Reichtum“. Drei Fragen sollte man sich also stellen, empfahl Franziskus. „Erste Frage: Gebe ich? Zweitens: Wieviel gebe ich? Drittens: Wie gebe ich? So, wie Jesus gibt, mit einem liebevollen Streicheln, oder wie jemand, der Steuern zahlt? Wie gebe ich? – ‚Aber Padre, was wollen Sie denn damit sagen?‘ – Wenn du jemandem hilfst, siehst du ihm in die Augen? Berührst du ihn mit der Hand? Das ist das Fleisch Christi, es ist dein Bruder, deine Schwester! ... Bitten wir den Herrn um die Gnade, frei zu werden von dieser Idolatrie, dem Anhängen an Reichtümer; die Gnade, auf ihn zu schauen, so reich in seiner Liebe und Großzügigkeit, in seiner Barmherzigkeit; die Gnade, anderen mit Almosen zu helfen, aber so, wie Er das macht.“

(rv 19.10.2015 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.