Ein gut fünfzehn Zentimeter dicker Papierstapel liegt neben mir, die „Ernte“ der
ersten beiden Wochen Synode. Knapp 250 Ansprachen, die Synodenordnung, das Verzeichnis
der Teilnehmer, meine eigenen Notizen. Viel wird nicht mehr dazu kommen, außer natürlich
der Abschlusstext, wie der auch immer aussehen wird.
Die Kleingruppen arbeiten, da gibt es für uns Berichterstatter wenig zu tun, Zeit
Luft zu holen und schon einmal etwas voraus zu denken. Vorweg: Wer für das Wochenende
den einen großen alles verändernden Text erwartet, die große Reform, die große Blockade,
irgendetwas Großes und Sofortiges, der wird enttäuscht werden. Das sage ich nicht,
um schon einmal vorzubauen, das liegt einfach in der Natur der Sache.
Immer wieder wurde in der Synode der Ursprung des Wortes betont, „Σύνοδος/Synodos“,
„gemeinsam unterwegs sein“ oder auch „Reisegesellschaft“. Dementsprechend ist Synode
weniger ein dreiwöchiges Ereignis als vielmehr Teil eines synodalen Prozesses, den
der Papst will.
Und dieser Weg wird am kommenden Wochenende nicht zu Ende sein. Die Süddeutsche Zeitung
hatte am Wochenende geschrieben, dass das entstehende Papier keines sein werde, das
Familien auf der ganzen Welt aufhorchen lassen wird. Recht hat sie. Denn ganz gleich,
was der Ratschlag an den Papst sein wird, alles muss danach den Weg gehen, den es
gekommen ist: zurück in die Ortskirchen. Nicht das Papier zählt, sondern was dann
der Papst entscheidet und was dann vor Ort gelebt wird. Wirklichkeit ist wichtiger
als Idee, sagt der Papst, das konkrete Leben der Ortskirche ist wichtiger als bedrucktes
Papier, übersetze ich, oder besser: was das Papier kann zeigt sich erst vor Ort.
Der synodale Prozess läuft noch, und er wird auch am Wochenende noch nicht zu Ende
sein. Enttäuscht Sie das? Mich nicht, mich ganz und gar nicht. Ich finde das eher
eine gute Botschaft. Andiamo avanti, gehen wir weiter.
Aus der Synode Pater Bernd Hagenkord
(rv 19.10.2015 ord)
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