2015-10-19 15:12:00

D: Mit Pegida-Leuten reden


Der Leiter des Katholischen Büros Sachsen, Christoph Pötzsch, hat vor einer Stigmatisierung der Teilnehmer der Pegida-Demonstration gewarnt. Zugleich distanzierte er sich von den Organisatoren. In einem „Domradio“-Interview nahm Pötzsch auch zum Attentat auf die Kölner Oberbürgermeister-Kandidatin Henriette Reker Stellung. „Ich bin froh, dass es in Dresden bisher einigermaßen gewaltlos abgegangen ist. Aber wenn so etwas wie in Köln passiert, dann ist es natürlich ganz entsetzlich.“

Auf Anfrage der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte der katholische Laienverteter am Montag in Dresden, es sei wenig hilfreich, alle Teilnehmer der geplanten Demonstration von vornherein als „Nazis oder Pack“ zu bezeichnen. „Miteinander Reden ist das einzige, was hilft.“ Das gelte allerdings nicht für Meinungsführer wie Lutz Bachmann.

Es sei Aufgabe der Kirche, diese „Leute nicht zu radikalisieren, sondern mit ihnen zu reden, sie abzuholen“, betonte Pötzsch. „Es sind Bürger wie du und ich dabei, die aus der bürgerlichen Mitte stammen“, so der Ordinariatsrats-Delegierte.

Demokratie lasse sich nur begrenzt auf der Straße lernen, sagte Pötzsch angesichts der angekündigten Pegida-Kundgebung sowie der Gegendemonstration „Herz statt Hetze“. Durch „den Austausch von Sprechchören und das Hochhalten von Plakaten“ ändere sich nichts. Er plädierte stattdessen für die verstärkte Einrichtung öffentlicher politischer Foren, um das Demokratieverständnis zu stärken.

Zum ersten Jahrestag der Pegida-Bewegung erwartet die sächsische Polizei am Montagabend in Dresden Zehntausende Anhänger und Gegner der Gruppierung. Pegida-Chef Lutz Bachmann kündigte für die Kundgebung auf dem Theaterplatz vor der Semperoper zahlreiche internationale Gäste an.

Aufruf zu Friedensgebet

Unter dem Motto „Herz statt Hetze“ will sich ein breites Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Vereinen und Initiativen dem entgegenstellen und in einem Sternlauf in die Dresdner Altstadt ziehen. An der Kundgebung „Herz statt Hetze“ nehmen die Kirchen nach eigenen Angaben nicht teil.

Die beiden großen Kirchen rufen hingegen zu einem ökumenischen Friedensgebet für mehr Mitmenschlichkeit in der evangelischen Kreuzkirche auf. Diese Art des Protestes sei „eine bewährte und gute Form, die uns als Kirchen entspricht“, sagte der katholische Dresdner Diözesansprecher Michael Baudisch am Montag auf Anfrage der KNA.

(kna 19.10.2015 sk)








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