2015-10-15 09:29:00

Bode: Synode bringt Extreme zusammen


Die deutsche Sprachgruppe setzt sich für Einzelfalllösungen ein, das wird bereits in ihrem zweiten Bericht zur theologischen Basis von Ehe und Familie deutlich. Gruppenübergreifend gibt es in der zweiten Woche der Synode einen Konsens darüber, dass die Sprache positiver sein muss, dass mehr Bibelzitate verwendet werden sollen und dass auch diejenigen von der Kirche begleitet werden müssen, die zum Beispiel durch voreheliches Zusammenleben noch nicht 100 Prozent mit der Kirche gehen. Dennoch gibt es auch Kontroversen, wie der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode in den vergangen Tagen in der Synodenaula beobachtet hat. Schwierig wird es laut Bode wohl, wie man im Einzelnen auf Situationen reagiert, gerade wegen der kulturellen Vielfalt: „Ich denke, wenn dieser Raum, den der Papst immer offen hält zwischen Wahrheit und Liebe, zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, wenn der offen gehalten wird, und wir nach den verschiedenen Kulturen einen Weg gehen können, dann wäre ein Weg zu erkennen, aber der wird sicher noch zu Auseinandersetzungen führen, weil je konkreter man wird, desto schwieriger wird es.“

Aber um sich dem zu stellen, habe man die vergangen Wochen eine gute Diskussionskultur eingeübt. Bereits in der ersten Woche hat Bode angemerkt, dass genau diese Differenzen wichtig und auch gut seien, denn nur wenn man miteinander ringe, kann man auch zu Lösungen kommen. „Ich habe den Eindruck, dass die ganze Synode ein Prozess ist auch miteinander. Das die Extreme, die manchmal aufkommen, vielleicht doch sich gegenseitig in die Mitte bewegen. Da wird auch der Papst ein Stück für sorgen.“

Deutschsprachige Kleingruppe theologisch einstimmig

In der deutschen Sprachgruppe, zu der Bischof Bode gehört, sitzt eine theologische Bandbreite, die teils auch miteinander um Wörter gerungen hat, doch am Ende haben sich die verschiedenen Positionen laut Bode angenähert: „Aber das wir am Ende ein einmütiges und einstimmiges Ergebnis abliefern konnten, ist schon etwas sehr gutes, weil doch die Bandbreite der Meinungen in unserer Gruppe auch groß ist. Und jetzt geht es mehr darum, wie Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe miteinander im Verhältnis stehen.“

Einzelfalllösungen mit Rom und der Ortskirche

Bereits im Bericht über die theologische Basis ist in der deutschsprachigen Gruppe auch schon der dritte Teil des Arbeitspapieres, indem es um die Verbindung von Lebensrealität und Theologie geht, im Blick. Schon im zweiten Bericht spricht sich die Gruppe um Bode für Einzelfalllösungen aus. Hier solle es nicht um Ausnahmen gehen, sondern um die konkrete Lebenssituation der Menschen. Dafür müsse es nach Bode einen Mittelweg geben zwischen römischer Verantwortung und lokaler: „Die Grundsätze über Ehe, die Lehre und die biblischen Grundsätze müssen klar sein. Dann kann man in bestimmten Einzelfälle, wofür man aber Kriterien auch nennen muss, also unter welchen Umständen Gespräche geführt werden können und das wird vielleicht nach Ländern, nach Kulturen verschieden sein. Da könnte dann die Verantwortung stärker bei den Bischöfen liegen, aber wir können nicht sagen, wir geben diese Fragen einfach in die Verantwortung der Ortskirchen. Dafür geht es um zu wichtige Dinge.“ Denn es geht hier auch um Sakramente, Kernaussagen des Glaubens, wie Bode es formuliert, die weltweit einmütig sein müssten. Doch die konkrete Anwendung zum Beispiel eines Kriterienkatalogs, wie Bode ihn angesprochen hat, die könne auf Ebene der Ortskirche behandelt werden.

Zu wenige Frauen in der Synodenaula

Es diskutieren um die 350 Synodenteilnehmer miteinander, mehrheitlich sind es Männer. Ein Umstand, den Bischof Bode in Anbetracht des Themas kritisiert. „Was ich schwierig finde ist, dass unter 370 Leuten so wenige Frauen sind, bei einem Thema ganz und gar Frauen stark betrifft – über die Ehe oder die Geburt der Kinder. Sodass ,also die wenigen Ehepaare und die wenigen Frauen, die zum Teil auch Schwestern sind, meiner Meinung nach einer solchen Gruppe noch nicht genug von ihren Erfahrungen einbringen können.“ Für ihn ist ein gewisser Ersatz zum einen die Vatikanumfragen, bei denen sich viele Frauen weltweit beteiligt haben und die Möglichkeit mit den Frauen in den Kleingruppen, in seinem Fall das Ehepaar Buch, intensiv ins Gespräch zu kommen. Und dennoch brauche es für Bode mehr weibliche Teilnehmer, damit sich auch ihre Meinung in der Synodenaula bemerkbar machen könne.

Menschen wertschätzend begleiten

Menschen begleiten, die nicht komplett kirchenkonform leben, auch das ist für Bodes Gruppe von Bedeutung. Damit lenken sie den Blick bewusst auch auf die Phase von Paaren, die unverbindlich eine Beziehung führen oder auch unverheiratet zusammenleben. Auch diese Menschen müssen von der Kirche pastoral begleitet werden, das könne auch ohne Abwertung geschehen, indem man nicht zuerst den Blick darauf richtet, was nicht der Lehre der Kirche entspricht. „Sondern die Verantwortung wahrzunehmen mit der sie leben. Denn ich denke, wenn Menschen ernsthaft und verantwortlich einen Weg gemeinsam gehen wollen, dann haben sie vor miteinander zu leben, haben vor füreinander Verantwortung zu übernehmen, haben vor später Kinder zu bekommen.“ Eben jene Werte müssen positiv gewertschätzt werden, damit man auch in einen Dialog treten könne.

(rv 15.10.2015 pdy)

 








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