2015-10-08 12:07:00

Heilsame Dezentralisierung und eine Ellipse


Die Kirche braucht eine „heilsame Dezentralisierung“, und das bedeutet mehr Verantwortung für die Ortskirchen. Für den österreichischen Bischof Benno Elbs könne nur dieser Weg die Lösung für die pluralen Probleme der Weltkirche sein. In den vergangenen Tagen wurde allen Synodenteilnehmern klar, dass wiederverheiratete Geschiedene oder der Umgang mit Homosexualität nicht die brennenden Themen aller Kulturkreise sind. Da stehen Themen wie Migration, Flucht, Globalisierung oder wirtschaftliche Probleme viel mehr im Mittelpunkt.

Und dennoch müsse man die Realitäten auch der westlichen Kirche nicht vergessen, denn die Erwartungen sind hoch. Das haben die vielen Zuschriften Bischof Benno Elbs gezeigt: „Ich habe unheimlich viele Zuschriften bekommen, wahrscheinlich wie jeder Teilnehmer der Synode, weil die Menschen viele Fragen bewegen im Umkreis Familie. Es gibt auch eine große Erwartung zur Hilfe der Kirche, dass es Menschen gut geht und gute Wege gehen können, wie die Kirche eine Unterstützung für die Familie sein kann. Das freut mich persönlich sehr. Was aber natürlich auch ein bisschen Druck macht, weil es wichtig ist, dass wir auch Lösungen und Hilfen für die Menschen suchen und finden werden.“

Wenn Elbs das im Westen gültige heiße Eisen „wiederverheiratete Geschiedene“ sich anschaut, dann sieht er zwei Seiten der Medaille. Für ihn ist klar: das Sakrament der Ehe ist erst einmal unauflöslich. Das ist für den Psychologen Elbs theologisch und psychologisch wertvoll. „Das zweite ist für mich auch der Gedanke, dass die Sakramente für die Menschen eine Hilfe sind auf den Weg des Lebens und niemals eine Belohnung oder eine Bedingung sein können für eine menschliche Situation. Auch müssen die unterschiedlichen Situationen des Menschen berücksichtigt werden. Es gibt nicht die Geschiedenen, die Wiederverheirateten, sondern es gibt Einzelsituationen. Deshalb ist es wichtig in einer großen Wertschätzung, mit großem Respekt auf die Einzelsituationen der Menschen zu achten. Und meine Haltung ist, dass es die Gerechtigkeit im Einzelfall braucht.“ Dafür müssen die Menschen begleitet werden von einem „kompetenten Priester oder Seelsorger“, der binden und lösen könne, um für die Menschen den richtigen Weg zu finden. Es wäre die Gerechtigkeit im Einzelfall, die für Elbs der richtige Weg sei und auch von den Menschen gewünscht wird.

Doch – wie schon oft gehört und gelesen – sind viele Themen, die die europäischen Christen unter den Nägeln brennt, nur von geringer Bedeutung für die anderen Kulturen. Elbs sieht da kein Problem: „Ich glaube, da brauch es die heilsame Dezentralisierung. Den Bischöfen in ihren Regionen, wo sie die Verantwortung tragen, muss zugetraut werden, dass sie den Weg mit den Menschen in einer guten Art und Weise gehen. Das ist das Eine. Das zweite ist, dass es das Vertrauen ineinander braucht, das man den anderen traut und vertraut gute Wege zu suchen. Ich glaube in dem Zusammenhang kann das auch gelingen.“ Mehr Verantwortung für die Ortskirchen bedeutet keine Spaltung für Elbs, denn der Papst als „Garant für die Einheit“ hält die Ortskirchen für Elbs trotz regional unterschiedlichen Entscheidungen zusammen.

Deswegen wird er in der dritten Woche, wenn es um die praktischen Probleme rund um Ehe und Familie geht, auch in seinem Statement sehr für Einzelfalllösungen plädieren, ganz nach dem Vorbild von Jesus, wie er sagt. Wenn Menschen scheitern, muss die Kirche immer zwei Dinge im Blick behalten, um zu unterstützen und zu begleiten, ist Elbs der Meinung: „Das eine ist das Wort Gottes, wie Jesus handelt, die Offenbarung. Und das andere ist der große Gedanke der Barmherzigkeit, dass Menschen mit dem barmherzigen Blick Jesu angeschaut werden. Das ist ein bisschen wie hier der Petersplatz, wie eine Ellipse, das sind die zwei Brennpunkt, die Lehre und die Wahrheit, wie man als Theologe sagt auf der anderen Seite die Barmherzigkeit und irgendwo ist da die konkrete Situation eines Menschen und die muss man dann aus meiner Sicht anschauen unter den beiden Perspektiven. Das ist für mich der Zugang, um für jede Situation des Lebens eine Antwort, einen Zugang, eine Unterstützung zu finden, die von der Bibel gestützt ist."

(rv 08.10.2015 pdy)








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