2015-10-07 11:39:00

Aus der Synodenaula: Weniger Vorgelesenes, mehr Kurz-Texte


In der Synodenaula ist auch unser Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord dabei. Was in den jüngsten Gesprächen wichtig war, lesen Sie hier:

Mit der ungewöhnlichen Ansprache von Papst Franziskus am Dienstagmorgen hat ein Thema Aufmerksamkeit gefunden, das früher wenig Beachtung fand: Die Methode der Debatte. Das Synodensekretariat unter Kardinal Lorenzo Baldisseri hat dem Papst einen Plan vorgelegt, den dieser approbiert hat, damit ist eine Methode vorgegeben, die von der der vergangenen Jahre abweicht.

Arbeitsgruppen sind das Gebot der Stunde: Im Vergleich zur letzten ordentlichen Versammlung der Bischofssynode vor drei Jahren gibt es mehr Sitzungen in den Kleingruppen, die Bedeutung hat mit der geänderten Methodik also zugenommen.

Es gibt Einwände: die Stimme aller müsse von allen gehört werden, drei Minuten pro Synodenmitglied seien zu wenig. Die Kleingruppen nähmen von der Zeit weg, in der alle auf alle hören. Ganz auflösen lässt sich diese Spannung nicht, aber der Papst und die Synodenleitung haben sich eindeutig für diese Methode entschieden.

Damit ist mehr persönliche Begegnung und - ein Papstwort oberster Wichtigkeit – Dialog möglich.

Eine erste Runde findet in dieser Woche statt, zum ersten Teil des Vorbereitungstextes.

Noch eine zweite Methodenfrage: Es wird keine Zusammenfassung der Plenarsitzungen geben, die dann in den Kleingruppen bearbeitet wird (offizieller Name: relatio post disceptationem). Diese hatte im vergangenen Jahr noch zu sehr viel Auseinandersetzung geführt. Stattdessen wird das Thema wie gesagt in drei Schritten behandelt, jeweils erst im Plenum und dann in den Gruppen. Die Aufteilung auf die drei Wochen der Tagung kann man ganz klassisch mit Sehen - Urteilen - Handeln bezeichnen. Auch hier gibt es Fragen, ob es nicht wichtiger sei, zuerst auf Jesus Christus und seine Lehre zu sehen, bevor man sich der Wirklichkeit zuwendet. Aber auch hier ist die Entscheidung der Synodenleitung und des Papstes eindeutig: erst der Blick auf die Wirklichkeit, dann die „Unterscheidung“ wie es in der geistlichen Sprache heißt: bewerten und schauen mit dem Blick Jesu.

Seit zwei Tagen sind diese Kleingruppen nun an der Arbeit. Eine der Gruppen tastet sich langsam an das Verfahren heran und liest erst einmal gemeinsam den zu besprechenden Text. Eine andere Gruppe steigt gleich in die Arbeit ein und diskutiert lebhaft erste inhaltliche Punkte. Eine dritte Gruppe sammelt erst einmal Eindrücke aus der Debatte im Plenum, bevor es an den Text geht. Die Herangehensweisen sind verschieden, aber allen Gruppen, die ich besuchen konnte, ist gemeinsam, dass sie um die lange Strecke wissen, die vor ihnen liegt, drei Mal geht es über zwei Tage in diese Gruppen, jeweils mit anderer Textgrundlage.

Hat die erneuerte Methode Auswirkungen? Sicherlich. Das Gespräch ist intensiver, es gibt weniger vorgelesene Langtexte, dafür mehr kürzere Arbeitstexte, die nicht an Schreibtischen, sondern in Zusammenarbeit entstanden sind. Es geht für die Synodenteilnehmer nicht mehr nur um Zuhören und Abstimmen, sondern um Beteiligung. Und genau das will der Papst.

Aus der Bischofssynode Pater Bernd Hagenkord

(rv 07.10.2015 ord)








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