Zwei Tage nach der Eröffnungsmesse zur Familiensynode im Vatikan wurde bereits eine Vielzahl von mannigfaltigen Themen angesprochen. Wie in dem fünfsprachigen Pressebriefing vorgestellt, waren in den ersten 72 Ansprachen der Synodenväter, die vor allem auf Italienisch oder Englisch gehalten wurden, bereits eine Vielzahl komplexen Themen vorhanden: Von der großen Spanne der Sprache der Kirche und der Sprache der Gesellschaft, bis hin zur Genderthematik und den Auswirkungen auf das Familienleben, die Homosexualität, häusliche und kirchliche Gewalt, aber auch die Themen Krieg, Armut und vor allem Flüchtlinge wurden thematisiert. Papst Franziskus habe heute nochmals persönlich erwähnt, dass es nicht das Ziel der Synode sei – die soziale Lehre der Kirche zu ändern und nicht nur die Wiederverheirateten Geschiedenen im Mittelpunkt der Synode stehen.
Einleitung in die Methodik der Synode
Kardinal Baldisseri habe die heutige Sitzung eröffnet und sich eben auf die Methodologie der Synode und dessen Neuigkeiten nochmals konzentriert, denn ab heute starten auch die sogenannten „circoli minores“ – die einzelnen Sprachgruppen, die jeden Nachmittag tagen und viele der Teilnehmer, seien nun das erste Mal bei einer Synode dabei.
Papst Franziskus habe hier nochmals klar gestellt, dass die einzigen offiziellen Dokumente der letzten Synode seine Ansprache am Anfang und am Ende der außerordentlichen Synode seien, sowie das bekannte Schlussdokument Relatio Finali.
Die Suche nach dem Dialog
Ein wichtiger Punkt der Ansprachen vom Dienstag der Synodenväter sei der Dialog gewesen. Die Sprache der Kirche und die reale Sprache der Menschen – vor allem in Bezug auf die Familie und auf das kommende heilige Jahr. Themen sollen angesprochen werden und die Angst vor komplexen Themen - hier wurde auf Homosexualität verwiesen - soll eliminiert werden, denn das liege in der Verantwortung der Kirche, wie in der Pressekonferenz bestätigt.
„Die Kirche ist beides Mutter und Lehrerin, sie ist Richterin und Doktorin. Das Bild eines Navigators GPS wurde benutzt. Denn manchmal, wenn die Straße endet, dann müssen wir neue Straßen finden, einen neuen Weg auf die andere Seite.
Und nochmals in Bezug auf die homosexuellen Beziehungen, kam es öfters vor: Das sind unsere Kinder, das sind Familienmitglieder, es sind keine Outsiders, sie sind unser Fleisch und Blut. Wie sprechen wir zu ihnen und wie können wir ihnen unsere Hand reichen.“
Welche Sprache soll die Kirche also nutzen? Hier gab es eine positive Rückmeldung auf die Sprache des Papstes, er schaffe es die Realität der Familien in seinen Predigten zu erfassen.
Die Kultur des heutigen Menschen
Das Heute und Jetzt solle in den Mittelpunkt gestellt werden. Die Familie sei der Kern der Gesellschaft, der jedoch immer mehr zerbrechen würde und daran müsse man arbeiten. Aufgezählt wurden die Punkte, dass Priester wichtig für die Paare seien und auch die Ausbildung der Priester. Wie geht die Kirche mit den Paaren um? Mit Menschen, die zusammenleben? Auch das Verhältnis der Generationen zueinander sei hier ein wichtiger Punkt. Der Gast des Pressebriefings Vorsitzender der kanadischen Bischofskonferenz (CCCB) Erzbischof Paul-André Durocher betonte das:
„Eine der Sache, die mich berührte, als ich den Bischöfen zuhörte, ist die große Aufmerksamkeit und das Erkennen der Distanz zwischen Hochzeit und Eheleben und was die Kirche lehrt auf den Wörtern von Jesus basiert. Und das führt zu verschiedenen Reaktionen: Eine Reaktion ist die Lehre noch mehr zu betonen, damit die Kultur sich nicht weiter von der Lehre entfernt. Eine andere Angst ist, dass der Kontakt mit dieser Kultur verloren geht und dass wir verschlossen werden und zu einem Ghetto, zu einer Sekte werden. Aber wir sind davon überzeugt, dass die Lehre der Ehe, wie unsere ist, eine gute Nachricht für die Welt und nicht nur für einige wenige ist.“
Armut, Migration, Krieg und Globalisierung waren weitere große Stichworte, die bei der Presskonferenz gefallen sind, jedoch ohne sie weiter zu definieren. Das Thema der Flüchtlinge und die priesterliche Rolle hierbei wurde öfters erwähnt.
Flüchtlinge und Migration
Es sei ein „epochaler Moment in der christlichen Gesellschaft“. Immer wieder wurde das Thema ergriffen. Aktionen gewünscht. Die Rolle der Kirche und der Priester hier hervorgehoben.
Häusliche und Kirchliche Gewalt
Ein Zuhause aber auch die Kirche können gefährliche Orte sein - in Bezug auf häusliche Gewalt aber auch auf Missbrauch in der Kirche. Die Kirche müsse dafür sorgen, dass diese Orte sicher werden. Unterschiedliche kulturelle Perspektiven und Unterschiede in der globalen Situation und spezielle Themen wurden aufgegriffen: Von den Erfahrungen der orientalischen Synodenväter von der Verfolgung der Christen bis hin zur Polygamie in Afrika.
Ab Mittwoch werden dann auch einzelne Synodenväter der Sprachgruppen in den täglichen Pressebriefings anwesend sein und von der Arbeit in der kleinen Gruppe sprechen. Ob der Papst bei den kleinen Sprachgruppen anwesend sein wird oder nicht, kann man nicht vorhersehen, sagte Pater Lombardi. „Denn der Papst mache, wie bekannt, gewöhnlich was er wolle“, so Lombardi.
(rv 06.10.2015 no)
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