2015-10-03 09:45:00

„Familie“ hat wenig Stellenwert in der deutschen Theologie


Das Thema „Familie“ hat in der deutschen Theologie einen zu geringen Stellenwert. Das sagt der Jesuitenpater Michael Sievernich. Er wird als einziger deutscher Experte an der Bischofssynode zum Thema Familie teilnehmen. Das Synodensekretariat hat den Theologieprofessor und Jesuiten für die Beratungen nachnominiert, wie Sievernich an diesem Samstag gegenüber Radio Vatikan bestätigte. Pia Dyckmans hat mit dem Pastoraltheologen gesprochen.

Familie steht heute unter einem enormen Druck, beobachtet Sievernich. Was ist Familie, wie setzt sie sich zusammen – da wo Kinder sind? Sievernich ist emeritierter Professor für Pastoraltheologie an der Universität Mainz und an der theologischen Hochschule der Jesuiten in Frankfurt. Auch hatte Sievernich mehrfach Gastprofessuren in Buenos Aires und Mexiko inne. Dort hat „Familie“ in der Theologie eine andere Stellung als in Deutschland, hat er festgestellt. „Familie hat traditionell in der deutschen Theologie keine sehr starke Beachtung. Obwohl die Ehefragen im kanonischen Recht oder in der Moraltheologie eine gewisse Rolle spielen, aber Familie selbst sei zurückgenommen. Wohingegen sie in Lateinamerika, vielleicht auch in Afrika, sicher auch in Asien eine größere Rolle spielt als bei uns.“ In Deutschland sei das Konzept „Familie“ weit aus umstrittener als in anderen Erdteilen. Das werde, nach seiner Vermutung, auch die Spannung sowohl in der Synodenaula als auch in den Medien ausmachen.

Sievernich war 1986 der Betreuer von Pater Jorge Mario Bergoglio, als er nach Deutschland kam. Der Frankfurter sollte Doktorvater von Papst Franziskus werden, was aber aufgrund einer früheren Rückkehr des Papstes in seine Heimat obsolet wurde.
Heute ist Prof. Sievernich Kenner der päpstlichen Theologie und hat einige Schriften von Franziskus editiert. Bekannt wurde der Pastoraltheologe vor allem durch das Wort zum Sonntag, zu dessen Sprechern er gehörte. Eine Tätigkeit, die seine Lehre durchaus beeinflusst hat: „Des Weiteren spielt in meiner Lehre und Forschung auch Publikation eine Rolle, die Frage der Mission bzw. Evangelisierung – wie funktioniert Mission heute in säkularen Zeiten. Das ist auch eine Frage, die mich immer umgetrieben hat.“

Als Professor für Pastoraltheologie ist er natürlich auch Experte in Fragen der Sakramenten- oder der Ehepastoral. Das Schwergewicht der Synodenarbeit wird in den nach Sprachen geordneten Arbeitsgruppen liegen, bislang hatte es noch keinen deutschsprachigen Experten gegeben. Sievernich selber hat erst sehr kurzfristig von seiner Nominierung erfahren: „Zunächst war ich sehr überrascht, weil ich eine ganz andere Agenda hatte, die ich jetzt absagen musste, was ich nach kurzer Überlegung auch sehr gerne getan habe, weil ich meine, dass diese Synode von großer Bedeutung ist für die Kirche.“ Sievernich hofft, dass in der Synode nicht nur „die drei oder vier Fragen, die man in Deutschland für die wichtigsten Fragen der Welt“ halte, wie er es formuliert, behandelt werden, sondern dass sich die kulturelle Breite der Weltkirche zeigt, damit am Ende der Synode sich alle Erdteile in den Ergebnissen der Synode wiederfinden können.

(rv 03.10.2015 pdy/ord)








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