2015-09-26 19:02:00

Papst: Religionen müssen zeigen, dass „gesunder Pluralismus“ möglich ist


Papst Franziskus hat die Angehörigen aller Religionen dazu ermutigt, gemeinsam Frieden, Toleranz und Achtung für die Rechte der anderen einzufordern. Bei einem großen „Treffen für die Religionsfreiheit“ – ein innovativer Termin bei Papstreisen – mit lateinamerikanischen und anderen Einwanderern in Philadelphia dankte Franziskus allen, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit, die sich „bemüht haben, dem Gott des Friedens zu dienen“.  

Aus Sicht des Papstes sind für das gedeihliche Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft nicht etwa die Religionen gefährlich, sondern religionsfeindliche Tendenzen der Gesellschaft. Da seien „verschiedene Formen moderner Tyrannei“ am Werk, die versuchten, die Religionsfreiheit zu unterdrücken oder Religion „als Vorwand für Hass und Brutalität“ zu gebrauchen, sagte der Papst unter Anspielung auf extremistische Tendenzen. Zugleich beanstandete Franziskus einen hohen gesellschaftlichen Druck zur Vereinheitlichung, der Unterschiede und Traditionen „beseitigen“ wolle. In einer solchen Lage hätten Religionen „das Recht und die Pflicht“ zu zeigen, dass „ein gesunder Pluralismus“ möglich ist.

Ausdrücklich bat der Papst die Einwanderer in den USA, sich ihrer Traditionen nicht zu schämen. „Vergessen Sie nicht, was Sie von Ihren Vorfahren gelernt haben; es kann das Leben dieses amerikanischen Landes bereichern!“, rief der Papst den Menschen zu. Besonders denke er dabei „an den lebendigen Glauben, den viele von Ihnen besitzen, an den tiefen Sinn für das Familienleben und an die anderen Werte, die Teil Ihres Erbes sind“. Solche Gaben könnten helfen, die Gesellschaft des Gastlandes von innen her zu erneuern.

Die Begegnung zur Religionsfreiheit fand im Independence National Historical Park statt. Die 22 Hektar im Stadtgebiet von Philadelphia gelten als der meiste mit Geschichte befrachtete Ort der Vereinigten Staaten, weil sich hier zahlreiche Gebäude aus der Zeit der Unabhängigkeitskriege befinden. Philadelphia war zehn Jahre lang bis 1800 die Hauptstadt der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung.

Einen hohen Symbolgehalt hatte sogar das Lesepult, das dem Papst bei dieser Begegnung mit den Einwanderern diente: Es ist dasselbe, das US-Präsident Abraham Lincoln 1863 nutzte, als er bei seiner kurzen Rede auf dem Schlachtfeld von Gettysburg das demokratische Selbstverständnis der Vereinigten Staaten darlegte. Papst Franziskus hatte Lincoln vor dem US-Kongress mit einem Zitat aus ebenjener Rede von Gettysburg als „Hüter der Freiheit“ gewürdigt, „der sich unermüdlich dafür einsetzte, dass ,diese Nation unter Gott zu neuer Freiheit geboren werde´“.

 

(rv 26.09.2015 gs)








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