2015-09-23 23:25:00

Washington: Papst spricht Kalifornien-Missionar heilig


Die Weltkirche hat einen neuen Heiligen: Es ist der von Mallorca stammende Franziskaner Junípero Serra (1713-1784), Missionar Kaliforniens im 18. Jahrhundert. Papst Franziskus nahm die Heiligsprechung an diesem Mittwochnachmittag (Ortszeit) am „National Shrine“ in Washington vor; es war seine erste große Messfeier auf dem Boden der USA seit seiner Ankunft in der Hauptstadt 24 Stunden zuvor. Viele US-Katholiken hatten sich auch einen Abstecher von Franziskus nach Kalifornien gewünscht, wo der neue Heilige einst zwischen dem heutigen San Diego und Sonoma über zwanzig Missionsstationen gegründet hat, doch der Papst entschied sich für Serras Heiligsprechung in Washington.

Lesung in der Indianersprache

Ungewohnte Töne bei einer Papstmesse: Die Erste Lesung aus dem Buch Jesaja wurde in der Indianersprache Chochenyo vorgelesen, einer Sprache, die die Eingeborenen im früheren Missionsgebiet Serras rund um die Bucht von San Francisco heute noch sprechen. Am Rand der Messfeier von Washington traf sich Franziskus übrigens auch mit etwa zwanzig „Natives“, also Indianern, aus Kalifornien. Noch weltkirchlicher wurde es bei den Fürbitten: koreanisch, Zeichensprache, vietnamesisch, tagalog, igbo und kreolisch. Seine Predigt hielt der Papst in seiner und des neuen Heiligen Muttersprache, also auf Spanisch; dabei ging er von der christlichen Freude aus.

„Jesus hat es damals seinen Jüngern gesagt und sagt es heute uns: Geht, verkündet! Die christliche Freude erfährt und lebt man nur, wenn man sie weitergibt – und wenn man sich selbst gibt. Der Geist der Welt lädt uns zur Anpassung ein und zur Bequemlichkeit. Dagegen müssen wir von neuem spüren, dass wir uns gegenseitig brauchen und dass wir eine Verantwortung den anderen und der Welt gegenüber haben – die Verantwortung, die Botschaft Jesu zu verkünden. Denn die Quelle unserer Freude ist dieser unerschöpfliche Wunsch, Barmherzigkeit anzubieten...“

Kirche darf nicht „zu einer Elite gerinnen“ 

Jesus schicke auch heute die Christen „zu allen Nationen, zu allen“: „Er gibt uns keine Liste, zu wem wir gehen sollen und zu wem nicht, wer würdig ist oder nicht, seine Botschaft, seine Präsenz zu empfangen. Im Gegenteil, er hat das Leben immer so genommen, wie es ihm gerade entgegenkam, mit dem Gesicht des Schmerzes, des Hungers, der Krankheit, der Sünde... Er hat nicht auf ein aufgehübschtes, verziertes, geschminktes Leben gewartet, sondern es umarmt, wie es ihm entgegenkam... Mission entsteht nie aufgrund eines perfekt ausgearbeiteten Masterplans oder nach einem gut strukturierten Handbuch, sondern immer ... aus einer Erfahrung der Salbung durch die Barmherzigkeit Gottes.“ Das „heilige Volk Gottes“, die Kirche, begleite die Menschen auf den „staubigen Straßen der Geschichte“ und habe „keine Angst, irgendwas falsch zu machen“: „Es hat vielmehr Angst vor der Abgeschlossenheit, vor dem Gerinnen zu einer Elite, vor dem Anhangen an die eigenen Sicherheiten... Darum lasst uns hinausgehen und allen das Leben in Jesus Christus anbieten!“

Den neuen Heiligen würdigte Franziskus als Modell einer „Kirche im Hinausgehen“. „Er hat sein Land, seine Gebräuche hinter sich gelassen und den Mut aufgebracht, neue Wege zu öffnen, neuen Menschen entgegenzugehen und von ihnen zu lernen... Er hat sich bemüht, die Würde der Eingeborenen vor Missbräuchen zu verteidigen – Missbräuchen, wie es sie auch heute noch gibt. Er wusste seinem Motto ‚Immer vorwärts’ gemäß zu leben, das war seine Art und Weise, um die Freude des Evangeliums zu leben, ohne sich das Herz betäuben zu lassen.“

Junípero Serra: Tausendsassa der Mission

Etwa 30.000 Menschen lauschten, als zu Beginn der Messe vor der Heiligsprechung eine Biografie des nicht ganz unumstrittenen Padre Junípero Serra vorgetragen wurde. 1749 war Serra zusammen mit spanischen Kolonialbeamten als Missionar in die Neue Welt gelangt, zunächst nach Mexiko. Dort lernte er als erstes die einheimische Sprache, um die Indianer bei seinen Missionsbemühungen in einem vertrauten Idiom ansprechen zu können. Für die Messfeiern übersetzte der Franziskaner, Jahrhunderte vor dem Zweiten Vatikanum, kurzerhand einige Gebete in ihre Sprache. In Santiago de Jalpàn entstand unter seiner Regie eine barocke Kirche aus Stein – ein Novum in diesen Breiten und ein Vorbild für weitere Bauten. In San Ferdinando arbeitete er als Novizenmeister und Prediger in mehreren mexikanischen Bistümern.

1767, nach der Vertreibung der Jesuiten aus allen spanischen Besitzungen, gelangte das heutige Kalifornien in die pastorale Verantwortung der Franziskaner. Padre Junípero wurde zum Superior ernannt, er erreichte die Region 1768 zusammen mit vierzehn Gefährten und begann von San Diego aus ein einzigartiges Werk der Evangelisierung. Kirchen wurden hochgezogen, Missionsstationen gegründet oder – nach Indianerangriffen – wieder aufgebaut, nach Schätzungen legte der unermüdliche Missionar auf seinen Pastoralreisen ca. 10.000 km zurück, dazu kommen 5.400 Seemeilen. Auf die Gründungen des Padre aus Mallorca gehen die heutigen Städte San Francisco, San Diego, Los Angeles u.a. zurück; er gilt als „Vater der Indios“, seit 1931 steht seine Statue als Verkörperung des Bundesstaats Kalifornien im US-Kongress in Washington. Übrigens trägt auch der höchste Gipfel der St.-Lucia-Bergkette in Kalifornien seinen Namen.

(rv 23.09.2015 sk)








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