2015-09-21 11:46:00

Sammelband mit Essays von Kardinälen zur Familiensynode


Wenige Tage vor Beginn der Familiensynode im Vatikan sprechen sich elf Kardinäle gegen weitreichende Änderungen beim traditionellen katholischen Verständnis von Ehe und Familie aus. Ein gleichzeitig in englischer, französischer, italienischer und deutscher Sprache veröffentlichter Band versammelt Essays von Kirchenführern aus Europa, Indien, Lateinamerika und Afrika. Ausgangspunkt ist dabei zumeist die Analyse, wonach Ehe und Familie in einen „Auflösungsprozess ohnegleichen“ geraten seien, wie es der Herausgeber, der Münchner emeritierte Kirchenrechtler Winfried Aymans, formuliert. In der säkularen Welt, die Liebe und Sexualität „banalisiere und zu einem billigen Vergnügen herabwürdige“, so Kardinal Joachim Meisner, gelte es nun, die Lehre Jesu Christi darzustellen.

Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Paul Josef Cordes übt in seinem Beitrag Kritik am Vorsitzenden der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, dem Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Dessen Vorschlag einer gegenseitigen Ergänzung von Dogmatik und Seelsorge sei „weder originell noch hilfreich“. Mit Blick auf die Frage, ob und in welchen Fällen wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten der katholischen Kirche zugelassen werde dürfen, zeigt sich Cordes zurückhaltend. Wiederverheiratete Geschiedene seien ein „fortdauernder Schmerz für die Kirche“, den zu heilen nicht in kirchlicher Macht stehe. 

Der frühere Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner, fordert als Reaktion auf hohe Scheidungszahlen und Säkularisierung eine sorgfältigere und längere Ehevorbereitung. Nötig sei dazu eine neue Rahmenordnung für alle Bistümer. Zugleich verweist er auf die kirchliche Ablehnung künstlicher Empfängnisverhütung. „Liebe und Fruchtbarkeit sind zwei Seiten der einen Medaille. Wer die Fruchtbarkeit manipulativ ausschließt, widersetzt sich dem Schöpferwillen Gottes”, so Meisner.

Der indische Kardinal Baselios Cleemis schreibt der Ehe den Charakter eines „Mysteriums“ zu und plädiert für die Annullierung einer kirchlich geschlossenen Ehe, wenn ein Ehepartner homosexuell ist und diese „verkehrte Disposition unter anderem mit psychologischer oder psychiatrischer Hilfe“ nicht „korrigiert“. Der italienische Kardinal Carlo Caffarra warnt im Blick auf eventuelle Veränderungen in der kirchlichen Lehre vor einer Bagatellisierung des Begriffs der göttlichen Barmherzigkeit. Die Bischofssynode berät im Oktober im Vatikan über die katholische Lehre von Ehe und Familie. Einzelthemen sind unter anderem der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen sowie die Förderung von Migrantenfamilien.

(kna 21.09.2015 cz)








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