2015-09-21 09:00:00

Aufbrüche in Kubas Kirche: Von Mönchen und Schaufelbaggern


Der atheistische Staat Kuba hat den Bau von Kirchen verboten. Siebzig Jahre lang ist kein Gotteshaus errichtet worden, erst jetzt ändert sich das, und zwar dank einem italienischen Pfarrer: Pasquale Pentimalli aus Kalabrien arbeitet daran, die erste katholische Kirche nach all den Jahren des Verbotes zu bauen. Sie soll in der Peripherie von Havanna entstehen, in einer armen Gegend. 50.000 Menschen leben dort, bislang ohne Kirche. Jetzt soll die Pfarrkirche Hl. Johannes Paul II. dort gebaut werden. „Seit zwei Jahren arbeiten wir mit Kardinal Ortega daran, und auch die Regierung unterstützt uns, Raúl Castro hat uns das Land für den Bau geschenkt.“

Der erste Papst, der das Land besucht hat, stehe symbolisch für die Öffnung, und jetzt ernte man allmählich die Früchte, sagt der Pfarrer aus Süditalien. „Aber die Probleme in Kuba sind etwas delikat. Alles hängt hier vom Staat ab, das Material, die Arbeiter und so weiter. Der bürokratische Aufwand dafür ist enorm. Für die kleinsten Dinge werden die Arbeiten unterbrochen, und deswegen dauert das schon zwei Jahre. Im Augenblick sind sie unterbrochen, weil es keinen Schaufelbagger gibt.“ Ganze drei solcher Bagger gebe es in ganz Havanna, und da sei kein Drankommen.

Hilfe aus Italien

Warum baut ein italienischer Pfarrer eine Kirche in Havanna? Weil ihn die Armut der Menschen getroffen habe, die geistliche und die materielle Armut, so Pater Pasquale. Aber er ist nicht allein mit seinem Projekt, auch nicht mit den Problemen von Schaufelbaggern und Anträgen bei diversen Verwaltungen. Auch die Missionsbenediktiner aus Sankt Ottilien arbeiten an einem Bau in Kuba, etwas länger schon - und es wird auch noch etwas dauern, aber schließlich soll es nicht nur eine Kirche werden, sondern gleich ein ganzes Kloster. Ein Anruf beim Erzabt der Kongregation, Jeremias Schröder OSB, der erst vor kurzem in Kuba zu Besuch bei seinen Mitbrüdern war.

Steht denn da schon etwas? „Nein, da ist fast noch gar nichts,“ berichtet der Abt. „Wir haben etwas gerodet und ein Kreuz mitten auf dem Grundstück errichtet. Alle Entwicklungsschritte gehen in Kuba sehr langsam. Für das Klostergebäude, das wir errichten wollen, brauchen wir Genehmigungen von sieben Ministerien, und die Bürokratie arbeitet sehr gründlich, aber auch sehr langsam, es ist sehr schwer, das alles abzuwickeln.“ Auch Pater Pasquales Probleme mit dem Schaufelbagger sind dem Abt nicht fremd. „Wir haben jetzt zwei Jahre gebraucht, um die Erlaubnis zu bekommen, einen Traktor zu importieren, die haben wir aber jetzt bekommen. Das ist etwas, was uns erlaubt, auch mit dem Aufbau unserer Landwirtschaft voranzukommen.“

Benediktiner kommen!

Die Gründung sei bereits 2008 erfolgt, zunächst sei das aber nicht mehr gewesen als ein in Rom unterschriebenes Stück Papier. Das Erzbistum Havanna hatte den ankommenden Mönchen dann zunächst ein leerstehendes Karmelitenkloster zugewiesen, berichtet der Abt; damals hatten die Mönche gehofft, in vier Jahren ihr neues Kloster beziehen zu können. Sehr optimistisch sei das damals gewesen, zehn Jahre wären realistischer gewesen, räumt er heute ein. Die Benediktiner sind also immer noch in ihrem Stadtkloster. Aber immerhin habe man schon den ersten kubanischen Mönch in die Gemeinschaft aufnehmen können.

Leicht sei es nicht, dort zu leben, vor allem auch nicht für die aus dem Ausland kommenden Mönche: Es fehlt an vielem. Man wolle sich aber benediktinisch stabil in die Kirche Kubas einbringen. „Diese Kirche ist der stärkste sozial Handelnde außerhalb des Staates. Gerade auch Kardinal Ortega hat sehr viel Vertrauen erworben bei Regierung und Opposition und steht da oft in einer Vermittlerposition, in der er behutsam auf Modernisierung hinwirkt und Freiräume für Menschenrechte und Handlungsspielräume für die Kirche erstreitet.“

Die Benediktiner seien sehr angesehen in ihrer kleinen Pfarrei, berichtet der Abt. „Mir sagte, als ich neulich da, war der Prior: ‚Weißt du, du kommst immer wieder hierher, und das sehen die Leute! Die Leute wissen, dass viele von Kuba weg wollen. Dass da jemand immer wieder herkommt, ist ein starkes Zeichen.‘ Dass wir Benediktiner gekommen sind und bleiben wollen, ist auch so ein starkes Zeichen. Daran liegt es auch, dass unss soviel Wohlwollen entgegen schlägt.“

Ruhepol für die Kirche Kubas

Und was genau soll der Auftrag für die Mönche sein? Bei der Pfarrei an der Peripherie Havannas ist das klar, aber was genau will ein Kloster? „Der Kardinal hat uns am Anfang sehr klar gesagt, dass er erwartet, dass wir ein Gemeinschaftsleben bringen. Es sind zwar viele Orden in Kuba präsent, die sind aber in der Pfarrseelsorge aktiv. Eine klösterliche Gemeinschaft ist dort nicht zu erleben. Das wäre unser Beitrag, und das liegt uns ja auch im Blut. Wir sehen momentan vor, ein Gästehaus zu haben. Die Priester und Ordensleute in Kuba sind oft sehr, sehr erschöpft. Der Alltag ist zermürbend, auch die Versorgungssituation ist so, dass man auch um ganz einfache Dinge kämpfen muss. Das Kloster kann als Rückzugsort für die Geistlichen im Land dienen; dann wollen wir das auch für Gläubige öffnen... und dann sehen, was sich noch ergibt.“

Neue Kirchen für Kuba: Padre Pasquale und Abt Jeremias im Gespräch über Aufbrüche in Kuba. Aus Havanna Pater Bernd Hagenkord.

(rv 21.09.2015 ord)

 








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