2015-09-17 15:30:00

Bischöfe Europas diskutierten offen über Flüchtlingsthema


In der Flüchtlingsfrage gibt es innerhalb der Kirche in Europa nach den Worten des Schweizer Bischofs Markus Büchel eine „sehr unterschiedliche Wahrnehmung zwischen West und Ost". Büchel hat sich an der Vollversammlung des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) beteiligt, die am Mittwoch in Israel zu Ende gegangen ist. Grundsätzlich hätten auch die Bischöfe aus Osteuropa, wo die Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen niedrig ist, eine gewisse Offenheit gezeigt, sagte Büchel im Gespräch mit kath.ch. „Wir urteilen in Westeuropa sehr oft von unseren Bedürfnissen“, so der Bischof. Manche dieser Bedürfnisse seien aber Bedrohungen gegenüber anderen Teilen von Europa. „Diese Spannung wird uns immer wieder sehr bewusst, deshalb ist der Dialog sehr wichtig", gab Büchel im Blick auf Kritik an den Osteuropäern zu bedenken. Spannungen und Notwendigkeit des Dialogs seien im Übrigen auch einer der Hauptgründe für die Existenz des CCEE.

Der Ostschweizer Bischof analysierte, dass die jetzigen Beratungen über die akute Situation der Flüchtlinge „Ostbischöfe" und „Westbischöfe" eher zusammengebracht habe. Es sei nicht zu einer Verstärkung bestehender Konfliktfelder gekommen. Büchel wörtlich: „Es bringt eher einen Schulterschluss. Es ist ein äußeres Problem, das auf uns alle zukommt. Sonst sind wir oft auf die Probleme nach innen gerichtet. Hier aber geht es vor allem um die Menschen, die Bedrohungen, unter denen sie stehen und die Herausforderungen, die damit auf uns zukommen." Grundsätzlich gelte: "Wir müssen äußere Mauern überwinden. Aber wir müssen auch die Mauern in unserem Innersten abbauen, Mauern der Angst, des Hasses."

Scharfe Kritik an der u.a. von der österreichischen und deutschen Regierung geforderten Flüchtlings-Länderquoten übte in Israel der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz (KEP), Erzbischof Stanislaw Gadecki. Wie die polnische katholische Nachrichtenagentur KAI am Donnerstag berichtete, bezog sich Gadecki auf die Situation in Jordanien, die „eine Warnung an Polen" sein sollte.

Jordanien sei seit jeher ein Land des Nahen Ostens mit Nähe zum Westen, weil es eine offene und freundliche Gesellschaft sei, sagte der Erzbischof von Posen: „Als die Welle von Flüchtlingen aus dem Islamischen Staat begann, hat man sie mit großer Begeisterung in den Pfarrsälen einquartiert, was schließlich zur Lähmung der pastoralen Aktivitäten geführt hat. Jetzt, nach zwei Jahren der Erfahrungen in den Pfarren, ist die Begeisterung abgeflaut. Es stellt sich heraus, dass die Leute schon müde sind zu helfen, wie man es ja erwarten konnte. Das ist auch eine Mahnung für uns. Wenn die angekündigten 12.000 Quotenflüchtlinge kommen sollten, ohne klare Vereinbarungen mit dem Staat, der die Hauptverantwortung für die Ankunft dieser Menschen hat, könnte ebenfalls nach einer begeisterten Anfang Entmutigung einsetzen, und dann hätten wir mehr Schaden als Gutes erreicht", erklärte der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz.

(kap 17.09.2015 gs)








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