2015-09-12 09:35:00

Auf dem Weg nach Paris: Klimapilger


Wenn es um das Klima geht, dann ist Paris der Ort, auf den alles zuläuft. Politisch, aber auch ganz physisch, wortwörtlich, wie Klaus Böllert aus dem Norden Deutschlands berichtet.

Siegfried Zinser läuft los. Und er hört erst wieder in Paris auf. Nach 1.480 Kilometern.

Ist der Mann verrückt? „Verrückt bin ich so und so ein bisschen. Man muss vielleicht auch verrückt sein.“ Aber er ist auch fröhlich, fromm und engagiert. Denn Siegfried Zinser läuft nicht allein. Er nimmt am Klimapilgerweg teil. Der erreicht nach Norwegen, Schweden und Dänemark nun auch Deutschland, zunächst Flensburg. Ein ganz breites Bündnis von Kirchen, Jugendverbänden, Hilfswerken wie Misereor und anderen möchte mit dem Pilgerweg für eine gute Klimapolitik werben, für Klimagerechtigkeit und ehrgeizige Klimaziele. Am Zielort Paris ist ja dann die Weltklimakonferenz.

„Was in Paris beschlossen wird, ist ja schon vorformuliert und wird noch einmal besprochen“, so Zinser. „Aber Sinn hat es, dass die Politik erkennt, dass es viele Gruppen gibt, die sich unheimlich Gedanken machen und dass ich da einiges kennenlerne, um es weiterzugeben. Ich möchte es nicht für mich behalten und sehe mich da schon als Multiplikator.“

Siegfried Zinser  ist einer der ganz wenigen, die den gesamten Weg und nicht nur ein Teilstück laufen. Lernen wird er viel, weil es auf dem Weg sehr viele Informationsveranstaltungen geben wird und die Pilger an besonders positiven Beispielen wie Passivhäusern Station machen werden, aber auch an Klimakillern wie Braunkohlekraftwerken beten wollen.

Siegfried Zinser erzählt voller Vorfreude, aber natürlich hat er auch ein bisschen Bammel vor Dauerregen und Blasen an den Füßen. Am meisten fürchtet er sich aber vor geschwätzigen Mitläufern. „Dass zu viele – in Tüddelchen – Handyjünger mitlaufen und Laptops.“

1.480 Kilometer bis Paris. Den Pilgerweg hat sich Siegfried Zinser selber zum Geburtstag geschenkt, zum 71. Das ist eine stramme Leistung. Aber anstatt stolz zu sein, denkt er an die armen Leute, die zu Fuß auf der Flucht sind. „Was laufen die für Kilometer, da sind 1480 Kilometer gar nichts. Ein Klacks. Ich fange morgens an, bin nach dem Frühstück gestärkt mit einem wohl gefüllten Bauch und laufe los und habe keinerlei Ängste, während diese Menschen nur in Angst leben.“

Ein Beitrag von Klaus Bölling, Erzbistum Hamburg.

Man kann den Weg der Pilger unter klimapilgern.de oder auf facebook verfolgen.

 

(rv/eb hamburg 12.09.2015 ord)








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