2015-09-10 11:41:00

Tschechien/Slowakei: Bischöfe zögern, Gläubige nicht


In der slowakischen und in der tschechischen Kirche hat der Flüchtlingsappell des Papstes großen Widerhall gefunden, allerdings stärker bei den Gläubigen als bei den Bischöfen. Das berichtet Kathpress am Donnerstag berichtet. Vor allem das Engagement des Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn zugunsten der Flüchtlinge wurde von tschechischen und slowakischen Kommentatoren der Zurückhaltung der meisten slowakischen Bischöfe gegenübergestellt.

Hierarchie lässt Pfarreien in Stich

Unterdessen fühlen sich in Tschechien laut Bericht der Prager Tageszeitung „Lidove noviny“ etliche Pfarreien in der Flüchtlingsfrage von der Kirchenführung des Landes im Stich gelassen. Die Kritik sei erst recht nach der Bitte des Papstes, jede Pfarrei möge eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen, lauter geworden, so das Blatt. Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Tomas Holub, zeigte sich gegenüber der Zeitung unbeeindruckt und betonte: „Vorrang für die Bischöfe haben die Wünsche und Bedürfnisse des Staates.“ Holub rechtfertigte die restriktive Prager Aufnahmepolitik; Tschechien hat sich bislang lediglich bereit erklärt, binnen drei Jahren 1.500 Flüchtlinge aufzunehmen.

Der Referent der Prager Pfarrer-Akademie, Martin Stanek, kritisiert gegenüber „Lidove noviny“ auch den Prager Erzbischof Kardinal Dominik Duka: „Ich habe keine Ahnung, ob der Kardinal irgendeine Strategie erarbeitet hat. Wir haben jedenfalls keinerlei Instruktionen, wie wir mit dem Aufruf des Papstes umgehen sollen“, klagte er. Dabei sei es unumgänglich, dass „die Kirche hörbar wird und an die Moral der tschechischen Gesellschaft appelliert“.

Prager Kardinal bremst bei Flüchtlingsaufnahme

Duka sagte am Montag im Kirchenradio „Proglas“, die Kirche empfange die Bedrängten mit offenen Armen, aber man müsse bei den Flüchtlingen auch „wachsam“ sein. Es bestehe die Gefahr, „dass mit der Welle der Migranten auch Feinde zu uns kommen“. Es sei schließlich bekannt, dass junge Menschen und sogar Kinder für Terrorakte missbraucht würden. Der Bischof fügte wörtlich hinzu: „Das Recht auf Leben und Sicherheit unserer Familien und der Bürger dieses Landes steht über allen anderen Rechten.“

Duka äußerte sich auch über das Streben vieler Flüchtlinge, nach Deutschland zu gelangen: Ihm scheine, die ständig wiederholte Losung „Ungarn no good, Deutschland good“ sei „das Abbild einer organisierten Kampagne“. Die derzeit ergriffenen kurzfristigen Maßnahmen zeigten das „Versagen der Einwanderungspolitik“ in Deutschland und anderswo.

(kap 10.09.2015 mg)








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