2015-09-09 10:54:00

Papst: „Kirche muss stets ein offenes Haus sein"


Papst Franziskus hat in seiner Generalaudienz am Mittwoch die Verbindung zwischen der Familie und der christlichen Gemeinde betrachtet. Es bestehe gleichsam eine „natürliche“ Verbindung, da die Kirche eine große geistliche Familie sei und die Familie eine Kirche im Kleinen. Die christliche Gemeinde begleite die Menschen durch die Jahrhunderte hindurch und schreibe sie so direkt dem Herzen Gottes ein. Die Familie sei der Beginn dieser unauslöschlichen Heilsgeschichte.

Auch Jesus wurde in eine Familie geboren und teilte das Los der Menschen. Verwurzelt in der Gemeinschaft mit Gott rief er später selber eine Gemeinschaft zusammen. Darin liege auch die Bedeutung des Wortes „Kirche“. Christus forme die Kirche als einladende Gemeinschaft, die für alle Menschen offen sei, ohne Ansehen der Person. Ganz konkret sollten die beiden Orte, in denen sich unser christliches Leben vor allem vollziehe, Familie und Pfarrei, die Gestalt eines einladenden Hauses haben, so Franziskus.

„Die Gemeinschaft Jesu hat in den Evangelien die Gestalt einer gastfreundlichen Familie, nicht etwa einer exklusiven Sekte: Hier finden wir Petrus und Johannes, aber auch den Hungrigen und Durstigen, den Fremden und den Verfolgten, die Sünderin, die Pharisäer und die Verrückten. Jesus hört nicht auf, alle aufzunehmen und mit allen zu sprechen, auch mit jenen, die nicht mehr darauf hoffen, Gott zu treffen. Dies ist eine wichtige Lehre für die Kirche! Die Jünger selbst sind auserwählt, für diese Gemeinschaft Sorge zu tragen, für diese Familie aus Gästen Gottes.“

Damit diese Gemeinschaft Jesu heute lebendig sei, müsse das Bündnis zwischen Familie und der christlichen Gemeinschaft wiederbelebt werden. Die Familie und die Gemeinde seien die zwei Orte, an denen sich die Gemeinschaft der Liebe verwirkliche, deren Quelle Gott selbst sei. Eine Kirche mit verschlossener Tür sei keine Kirche, sondern ein Museum - eine Kirche hingegen, die nach dem Evangelium leben wolle, könne nichts anderes sein als ein einladendes Haus. Das gehe mithilfe der Familie, die der Kirche eine häusliche Gestalt gäben.

„Dieses Bündnis ist heute sehr wichtig. Die Christen sollten ihre Hoffnung nicht auf Zentren ideologischer, finanzieller und politischer Macht setzen, sondern auf diese Zentren der Liebe, der Evangelisierung und der Menschenfreundlichkeit.“

Es sei dringend und unumgänglich, das Bündnis zwischen Familien und Gemeinden zu erneuern, so der Papst. Hierzu brauche es einen starken Glauben, um den Geist und den Mut dafür zu finden.

„Manchmal ziehen die Familien sich zurück und sagen, sie seien nicht auf der Höhe. ‚Pater, wir sind eine arme Familie und ein wenig kaputt, wir sind dazu nicht in der Lage, wir haben schon zuhause viele Probleme, wir haben keine Kraft dazu.‘ Das ist wahr. Aber niemand ist würdig, niemand ist auf der Höhe, niemand hat die Kräfte. Ohne die Gnade Gottes können wir gar nichts machen. Der Herr kommt nicht in eine neue Familie, ohne ein Wunder zu vollbringen.“

Neben dem Vertrauen auf Gott müsse die christliche Gemeinschaft aber auch ihren eigenen Beitrag leisten. Sie müsse beispielsweise allzu bestimmende und funktionale Haltungen ablegen und mehr auf das zwischenmenschliche Gespräch, auf gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung setzen. Die Familien sollten die Initiative ergreifen und ihre wertvollen Gaben in die Gemeinschaft tragen. Der christliche Glaube spiele sich im geteilten Leben mit allen ab. Die Familien und die Kirchengemeinden müssten das Wunder eines gemeinschaftlicheren Lebens für die ganze Gesellschaft vollbringen, so Papst Franziskus.

(rv 09.09.2015 cz)








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