2015-09-07 14:09:00

Papst an Sant'Egidio: „Wir dürfen uns niemals dem Krieg ergeben“


Papst Franziskus hat sich in einer Grußbotschaft an die katholische Gemeinschaft von Sant’Egidio gewandt, die von Sonntag bis Dienstag zu einem internationalen Friedenstreffen im albanischen Tirana eingeladen hat. An dem Treffen unter dem Motto „Frieden ist immer möglich“ versammeln sich rund 400 Religionsvertreter aus etwa 60 Ländern. Dort beraten sie über, Migration, bewaffnete Konflikte und eine globale Solidarität.

Papst Franziskus begrüßte in seiner Botschaft, dass die Wahl des Treffpunkts auf Albanien gefallen sei, das er vergangenen September besucht hatte. Das Land sei zum Symbol des friedlichen Zusammenlebens der unterschiedlicher Religionen geworden. Weil Frieden und Koexistenz immer eine religiöse Grundlage hätten, sei Frieden immer möglich, so der Papst. Angesichts von Gewalt und Verfolgung auf der Welt sei es wichtig, immer wieder daran zu erinnern. „Wir dürfen uns niemals dem Krieg ergeben. Und wir dürfen nicht gleichgültig sein jenen gegenüber, die unter Krieg und Gewalt leiden“, so der Papst. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass der nächste Welttag des Friedens am 1. Januar unter dem Motto „Besiege die Gleichgültigkeit, erreiche den Frieden“, begangen werde.

Der Papst betonte in seiner Grußbotschaft an die Teilnehmer des Treffens, dass Gewalt nicht nur Waffengewalt bedeuten müsse. Es sei auch Gewalt, Mauern und Barrieren aufzuziehen, um jene zu behindern, die einen friedlichen Ort suchten. Es sei Gewalt, jene aufzuhalten, die vor unmenschlichen Bedingungen geflohen seien auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Es sei Gewalt, Kinder und alte Menschen vom gesellschaftlichen Leben auszuschließen. Es sei Gewalt, den Graben zwischen jenen zu vergrößern, die im Überfluss lebten und jenen, denen es am Nötigsten fehle.

Unter den Teilnehmern des Treffens in Tirana ist auch der chaldäische Patriarch Louis Raphael I Sako. Radio Vatikan gab er an, dass er sich für die geflohenen Christen des Irak langfristig die Möglichkeit der Rückkehr wünsche.

„Der Frieden ist ein Projekt, zu dem alle beitragen müssen. Es gibt keine andere Lösung. Weil auch wenn die Flüchtlinge nach Deutschland oder Frankreich gehen. Was machen sie dann dort? Es ist eine komplett andere Kultur. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit, aber ich glaube, es braucht stabile Lösungen. Diese Menschen hatten Häuser, Schulen, Arbeit. Ihre Zukunft ist stehengeblieben. Alles ist dunkel. Das ist traurig. Wenn der Westen und die Vereinigten Staaten wollten, könnten sie den Islamischen Staat nicht mal in einer Woche besiegen.“

Der Gründer von Sant’Egidio, Andrea Riccardi, hingegen, sieht in der Aufnahme der Flüchtlinge eine Chance für Europa. Am Sonntag erst hatte Papst Franziskus beim Angelusgebet dazu aufgerufen, dass jede Pfarrei oder Gemeinschaft mindestens eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen solle. Die Frohe Botschaft rufe jeden auf, „die Nächsten“ der Kleinsten und Verlassenen zu sein. Es gehe darum, nicht nur schöne Worte zu sprechen, sondern den Flüchtlingen eine konkrete Hoffnung zu schenken. Andrea Riccardi begrüßte diesen Appell des Papstes:

„Europa muss sich den Flüchtlingen öffnen. Es sind nicht so viele, das ist keine Invasion. Es ist eine Wirklichkeit, die wir brauchen und die uns bereichert. Wir haben vorher nie darüber nachgedacht. Einwanderung war für uns immer eine Notsituation, die wir glaubten, in zwei Monaten überwunden zu haben. Wir haben uns nicht vorbereitet. Wir müssen jetzt langfristig denken. Das ist auch eine große Gelegenheit, um Europa neu zu definieren und zu sagen: Europa lebt nicht nur für sich selbst.“

(rv 07.09.2015 cz)








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