2015-08-31 15:17:00

Caritas übernimmt Asylhilfe in neuen Unterkünften in München


Die Caritas übernimmt derzeit allein in München im Monatsturnus die Asylsozialberatung in einer neuen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Diese Woche beginnt die Betreuung in einer Übergangseinrichtung in der Tübingerstraße. Seit Samstag sind dort 50 Flüchtlinge eingetroffen, an diesem Montag folgen weitere 120, maximal 300 Personen finden dort Platz. Die Gebäude dienen als Provisorium bis die neuen Unterkünfte fertig gestellt und bezugsfertig sind: Die Hallen in der Tübingerstraße entsprechen nicht den üblichen Qualitätsstandards der Stadt, Mindestanforderungen sind aber erfüllt. 

Bayern steuert im Herbst auf eine Notlage bei der Unterbringung neuer Flüchtlinge zu. Der Caritas-ALVENI-Sozialdienst für Flüchtlinge in München baut deswegen sein Angebot aus. So werden die Flüchtlinge von drei Sozialpädagogen, drei Erziehern und vier bis fünf pädagogischen Hilfskräften des betreut. Leiterin Rosemarie Ghorbani erklärt, was geplant ist:

„Wir haben sehr viele neue Mitarbeitereingestellt, die von den sogenannten alten Hasen eingelernt werden. Wir haben hier sehr viele qualifizierte Mitarbeiter, die schon seit vielen Jahren in der Asylarbeit tätig sind. Und sich sehr gut auskennen. Die nehmen die Mitarbeiter unter ihre Fittiche, lernen ein und versuchen ihnen das Know How zu vermitteln, das sie brauchen, um Menschen in Gemeinschaftsunterkünften beraten und betreuen können. Dabei sind Sozialpädagogen, allerdings ist dieser Markt ziemlich ausgeschöpft, sodass wir in Absprache der Zuschussgeber Soziologen, Psychologen, Pädagogen einstellen können sowie Menschen mit ähnlich gearteten Studiengängen sowie Erzieher und ähnlichen Ausbildungen. Die werden dann angelernt und vor Ort eingesetzt.“

Hinzu kommt die Unterstützung von rund 700 Freiwilligen, die für die Caritas wesentlich sind. Die Stadt sieht vor, dass die Flüchtlinge nur etwa sechs bis acht Wochen in der Übergangseinrichtung in der Tübingerstraße bleiben und dann in eine normale Unterkunft verlegt werden können.

„Im Augenblick sind in der Tübinger Straße nur Männer angekommen, das Haus ist auch noch nicht ganz fertig. Im Moment sind es 156 Männer, die da wohnen werden. Und in diesen Tagen sind wir das erste Mal dabei, rauszufahren, mit den Menschen und der Verwaltung in Kontakt zu kommen und schauen, wie wir die Menschen unterstützen. In der Regel ist es so, wenn die Menschen hier ankommen, haben sie erst einmal keine Orientierung, sie wissen nicht, wo sie hingehen müssen, wo sie sich melden müssen. Wo gibt es Zugang zu Arbeit und finanzieller Unterstützung oder können sie Deutschkurse machen oder wo sind Helfer, die sie unterstützen. Das sind ganz viele offene Fragen am Anfang und wir versuchen erst mal den Kontakt zu den Bewohnern herzustellen, indem wir mit Mitarbeitern dort hingehen und uns vorstellen und zeigen, wo unser Büro ist und mit welchen Dingen sie sich an uns wenden können und da sind wir ganz froh, dass wir Mitarbeiter haben, die teilweise die Sprachen der Flüchtlinge sprechen und sich auch so direkt mit ihnen verständigen können.“

Die Stadt München übernimmt einen Teil der Kosten. Hinzu kommen Eigenmittel der Caritas sowie zugesagtes Geld des erzbischöflichen Ordinariats München. Die Caritas ist gerade dabei, ihre Dienste zu erweitern, Kurse für Flüchtlinge etwa. Migrationsberatung ist dabei ein ganz besonders wichtiges Thema, meint Gharbani. Viele Menschen, die jetzt ankämen, würden über Kurz oder lang dableiben und man sollte rechtzeitig auch daran denken, dass es Integrationsmaßnahmen für diese Menschen brauche. Man rede im Moment sehr viel von Problemen etwa bei der Unterbringung, vergesse aber, dass diese Menschen oft wirklich große Ressourcen hätten, die in Deutschland ganz dringend gebraucht würden, so Gharbani. Flüchtlinge seien in der Regel sehr motiviert: Sie wollten arbeiten, sich ein Leben aufbauen, Deutsch lernen. Das solle man nutzen und rechtzeitig daran denken, dass Maßnahmen zur Integration eingerichtet würden. Der Kontakt der Bevölkerung mit den Flüchtlingen sei zudem entscheidend, um Vorurteile abzubauen:

„Ich treffe immer wieder Menschen, die mit Vorurteilen oder Ängsten behaftet sind, die man durchaus ernstnehmen muss. Wenn jemand noch nie mit Flüchtlingen zu tun hatte und auch durch die Medien nun das Gefühl hat, es kommen unglaublich viele hierher und wir werden völlig überrollt. Die Menschen sind häufig sehr überrascht, wenn man die Zahl der Flüchtlinge und der Bewohner gegenüberstellt, dass ein verschwindend kleiner Teil davon Flüchtlinge sind und es eigentlich keine Bedrohung ist. Das große Problem sind eben die Unterbringungsmöglichkeiten in den Ballungsräumen. Es ist nicht so, dass wir vollkommen überrollt werden. Ängste vor Menschen, deren Kultur und Gebräuche man nicht kennt, kann ich nachvollziehen, aber die kann man auch abbauen, wenn sie offen sind und es annehmen, mal in Kontakt zu treten sodass da eine Öffnung passiert und Ängste abgebaut werden.“

(rv 31.08.2015 cz)








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