2015-08-25 11:57:00

Italienischer Ökonom: "Chinas Talfahrt ist auch für Europa ein Risiko"


Die Finanzwelt hält derzeit den Atem an. Denn an Chinas Börsen findet ein Kurssturz statt, wie es ihn seit 8 Jahren nicht mehr gegeben hat. Die Jahresgewinne wurden am „schwarzen Montag“ ausgelöscht. Auch Tokios Börse bricht immer weiter ein. Das bekommt auch Europa zu spüren: Zwischenzeitig sank der Dax auf einen Tiefststand seit sieben Monaten. Ist die Panikstimmung an den Börsen weltweit gerechtfertigt? Radio Vatikan fragte den italienischen Ökonomen Angelo Baglioni von der katholischen Universität Mailand.

So mancher beschwört schon das Ende des Kapitalismus herauf. Seit Tagen findet an Chinas Börsen eine Talfahrt statt, die bei Anlegern weltweit Panikstimmung auslöst. Ein Grund für diese Einbrüche könnte eine allgemeine Vertrauenskrise in der Finanzwelt sein: Unternehmen gehen immer weniger Risiken ein. Anstatt ihre Gewinne in innovative Produkte zu investieren, geben einen Großteil den Aktionären zurück. Dadurch läuft der Kapitalismus ins Leere. Aber ist die Panikstimmung wirklich gerechtfertigt? Der italienische Ökonom Angelo Baglioni, findet: Ja.

Meiner Meinung nach ist die Sorge gerechtfertigt. Es hat eine Art Blase gegeben, ein Wachstum, das stark von der Privatverschuldung ausging, nicht der staatlichen, wie bei uns. Das hat zu einem starken Wachstum im Bau- und Immobiliensektor geführt. Dadurch gab es einen spürbaren Aufschwung bei den Börsen. Es gibt also finanzielle Ungleichgewichte, die nun offenbar eine unsanfte Korrektur erfahren.“

Das deutsche Bundeswirtschaftsministerium gab zwar an, dass die unmittelbaren Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft gering sein dürften. Dennoch gibt der Ökonom Baglioni zu bedenken:

„Die Weltwirtschaft ist stark miteinander verwoben. Sowohl die Handelsströme als auch die finanziellen Verbindungen. Was die Öl- und Rohstoffpreise angeht, ist es klar, dass die Hemmung an Chinas Märkten, die sonst immer ein starkes Gewicht haben, die Preise senken werden, weil die Nachfrage sinkt. Das hat negative Auswirkungen auf Öl-und Gasexport-Länder wie Russland und erklärt den Abfall des Rubel.“

Die Prognose des Ökonomen für die nächsten Tage und Wochen sehen aber auch für Europa nicht besonders gut aus.

„Vermutlich wird die chinesische Währung weiter abgewertet. Es wird dann also weitere Korrekturen an den Märkten geben. Wichtig wird auch sein, wie es in Amerika läuft. Insgesamt ist das alles schon ziemlich besorgniserregend, denn wenn es zusätzlich zu den asiatischen Ländern auch in den USA bergab geht, könnte das auch Europa Probleme bereiten, das ja bereits seine wirtschaftlichen Probleme hat.“

(rv 25.08.2015 cz)

 








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