2015-08-17 13:25:00

Vikar von Anatolien: "Dialog mit Islam wichtiger denn je"


 

Papst Franziskus hat einen neuen apostolischen Vikar für Anatolien ernannt, den Jesuiten Paolo Bizzeti. Der 67-jährige Florentiner war bisher Leiter des Zentrums Antonianum für die Bildung der Laien in Padua. Außerdem gründete er die Vereinigung „Freunde des Nahen Ostens Onlus“ sowie eine Pilger-Tafel des Nahen Ostens. Der Dialog mit dem Orient und dem Islam, so der Jesuit, ist wichtiger denn je.

Es ist eine angespannte Zeit: Die Türkei bombardiert kurdische Gebiete in Syrien und dem Nordirak, über die eigene Südgrenze strömen Flüchtlinge aus dem syrischen Bürgerkrieg, der IS steht quasi vor der Haustür. Mitten in dieses Spannungsfeld, wenn auch in etwas sichereres Terrain in Anatolien, zieht nun der Jesuit Paolo Bizzeti. Radio Vatikan hat er erzählt, wie er seiner neuen Aufgabe als apostolischer Vikar für Anatolien entgegensieht:

„Ich würde sagen, ich mache das mit der Geisteshaltung eines Jesuiten, schließlich habe ich mich freiwillig zur Verfügung gestellt, um mich vom Heiligen Stuhl entsenden zu lassen. Ich gehe im Geiste des Gehorsams, des Vertrauens, dankbar für das Zutrauen, das mit dabei gegeben wird und hoffe, dass ich diesen kleinen christlichen Gemeinschaften nützlich sein kann. Sie sind schließlich am Ursprungsort unseres christlichen Lebens, weil Antiochien am Orontes und Tarso..das sind Orte, von denen wir sagen können: Sie sind entstanden wie Jerusalem.“

Seit 2010 ist der Posten des Apostolischen Vikars in Anatolien unbesetzt. Es ist das Todesjahr von Bizzetis Vorgänger, dem ehemaligen Vorsitzenden der türkischen Bischofskonferenz. Er wurde 2010 von seinem eigenen Fahrer ermordet. Es sind keine politischen oder religiösen Motive bekannt. In der Vergangenheit gab es aber immer wieder Angriffe auf Geistliche in der Türkei, die so mancher auch mit dem Leben bezahlte. Seither wartet die christliche Gemeinde Anatoliens auf einen Nachfolger. Bizzeti:

„Es ist eine kleine, aber lebendige Gemeinde, stolz auf ihren Glauben, die in einem Umfeld fortbesteht, wo es sicher nicht einfach ist. Gleichwohl ist die Türkei ein großes Land, die eine sehr schöne Tradition der Toleranz hat, der Multireligiosität, es ist ein Land, wo sich immer unterschiedliche Religionen getroffen haben und wo immer ein gewinnbringender Dialog zwischen Orient und Okzident gegeben war. Deshalb hoffe ich, dass es möglich ist, Brücken zu bauen und die Beziehungen zwischen den dortigen christlichen Gemeinden und anderen zu festigen. So wie es der Heilige Paulus gemacht hat, der auch sehr unterschiedliche christliche Gemeinschaften des Orients und des Okzidents miteinander verband.“

Der Dialog mit dem Islam steht für den Jesuiten im Zentrum der Arbeit in Anatolien.

„Er ist nun wichtiger denn je, mehr denn je müssen wir, vor allem im Gebet, den einen Gott bitten, dass er uns vor einer Teilung bewahre, vor fruchtlosen Kriegen und vor dem Fundamentalismus. Ich glaube, die große Mehrheit der Menschen teilt weder die Gewalt noch den Fundamentalismus. Wir müssen dem, was diese große Mehrheit sagt und will, eine Stimme geben.“

Seine neue Aufgabe tritt der Jesuit zu Beginn des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit an. Dabei wünscht er sich eben besonders eines: Barmherzigkeit für sich und für die Christen in Anatolien.

(rv 17.08.2015 cz)








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