2015-08-10 10:57:00

US-Mittelschicht im Blick von Papst Franziskus


Kaum ein Thema beschäftigt Papst Franziskus so sehr wie die Lage der Armen überall auf der Welt. Auf dem Rückflug von seiner letzten Reise nach Südamerika wurde der Papst gefragt, warum er so viel über die Armen und die Reichen spreche, über die Mittelschicht aber so wenig. Seine Antwort: „Die Welt ist polarisiert, und die Mittelschicht wird immer kleiner. Die Schere zwischen Arm und Reich ist groß, das ist eine Tatsache. Ich spreche von der ganzen Welt. In manchen Ländern ist das nicht so, denen geht es sehr gut. Aber im Allgemeinen sieht man auf der Welt eine Polarisierung und eine große Zahl armer Menschen. Warum ich über diese Armen spreche? Weil das im Herzen des Evangeliums liegt.“

Das Eintreten gegen Armut bleibe ein zentrales Anliegen seines Pontifikats. Er wolle sich zukünftig aber auch stärker den Fragen und Bedürfnissen der Mittelschicht zuwenden. Das soll zum Beispiel geschehen, wenn der Papst vom 22. bis zum 27. September die USA besucht. Kishore Jayabalan ist der Direktor des Acton Instituts für Religionswissenschaft und Friedensforschung in Rom. Er sagt über die Mittelschicht in den USA:

„Die Menschen in der Mittelschicht sehen es so, dass derzeit die Chance, ihre ökonomische Situation zu verbessern, nicht sehr gut ist. Die Überzeugung, dass es den Kindern einmal besser gehen wird als den Eltern, ist aber sehr wichtig für das kollektive Bewusstsein des Landes. Erstmals in der Geschichte Amerikas ist diese Einstellung nicht mehr so präsent. Hiermit muss man sich auseinandersetzen. Man braucht eine stabile leistungsfähige Mittelschicht. Es kann nicht sein, dass es viele Arme und nur ein paar Reiche gibt.“

Alles andere wäre schlecht für die Gesellschaft, sagt Jayabalan: „Wenn eine breite prosperierende Mittelschicht vorhanden ist, die auch spürt, dass sie vorankommen kann, ist das besser für die Gesellschaft. Das Eingeständnis des Papstes, dass es eine Mittelschicht gibt, die unter Druck ist durch hohe Steuern und Transferzahlungen für die ärmeren Schichten, ist sehr ermutigend. Die Frage wird sein, ob die Menschen spüren, dass sie vorankommen, oder ob sich ein Gefühl des Stillstands breit macht. Solche Probleme sieht man in vielen Ländern in der Welt, die scheitern."

 

(rv 10.08.2015 mch)








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