2015-08-10 12:32:00

Religion wird wichtiger Aspekt des Wahlkampfs in den USA


Im November 2016 wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Barack Obama darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten, das Feld ist also weit offen. Bereits jetzt nimmt der Vorwahlkampf in den USA Fahrt auf, und in ersten Fernsehduellen versuchen mögliche Kandidaten der Republikaner und Demokraten, sich in Stellung zu bringen. Religiöse Grundhaltungen werden, das zeigt sich schon jetzt, ein wichtiger Aspekt im Wahlkampf sein. Potenzielle Kandidaten wie Scott Walker oder Ted Cruz positionieren sich z.B. durch klare Aussagen gegen eine Ehe gleichgeschlechtlicher Partner. Andere Bewerber, wie Mike Huckabee, weisen auf ihre Vergangenheit als Prediger hin. Amerikanistik-Professorin Sabine Sielke von der Universität Bonn bestätigt  dies gegenüber dem Domradio: „Die besondere Bedeutung religiöser Praxis für die Politik ist aus der Geschichte der amerikanischen Kultur zu verstehen. Die europäischen Auswanderer, die sich anfangs des 17. Jahrhunderts im Osten Nordeuropas ansiedelten, waren ja Puritaner, die ihren Glauben in England und Holland nicht leben konnten und die religiös verfolgt wurden. Deren religiöse Überzeugungen haben die amerikanische Politik nachhaltig geprägt und zu dem geführt, was wir heute als Zivilreligion beschreiben."

Mit dem Begriff der Zivilreligion ist gemeint, dass Kirche und Staat - in den USA wie auch in den meisten europäischen Staaten - strikt voneinander getrennt sind, Religion aber im Kontext von Politik, Parteien und zivilgesellschaftlichen Strukturen eine große Relevanz hat. Sabine Sielke:

„Wir sehen es zum Beispiel darin, dass in „god we trust“ , also „wir vertrauen auf Gott", das nationale Motto der USA ist, das auf Geldscheine und Münzen gedruckt wird, oder darin dass religiöse Rhetorik die Reden amerikanischer Präsidenten schon immer gekennzeichnet hat."

Professorin Sielke sagt ferner, dass die religiösen Grundüberzeugungen von Bewerbern für den einzelnen Wähler eine nicht unerhebliche Rolle spielen kann: „Ich glaube für manche Wähler ist die Konfession eines Kandidaten sicher von Bedeutung. Dass Romney kein Christ war und sein Vize Paul Ryan ein Katholik, wird ihm Wählerstimmen gekostet haben. Auch demokratische Präsidenten müssen sich immer wieder erklären: Kennedy war Katholik und hat das thematisiert." 

Ob die religiösen Positionierungen am Ende wahlentscheidend werden, sei dennoch fraglich.  „Was jetzt von Bedeutung ist, ist in den USA eine Veränderung der Bevölkerungsstruktur. Latinos und viele andere Einwohner sind sehr religiös, oftmals auch Katholiken. Die Bedeutung des Katholizismus in den USA wächst. Religiös sind letztendlich auch immer schon die Afroamerikaner gewesen. Das sind wichtige Momente in dieser ganzen Debatte, um die Wahl und um die Bedeutung von Religionen in den USA heutzutage“.

 

(domradio/rv 10.08.2015 mch)








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