2015-08-06 13:04:00

Ein Pastoraltheologe kommentiert Papstworte zu Geschiedenen


Die Kirche sollte Menschen, die geschieden sind und wieder geheiratet haben, nicht so behandeln, als wären sie exkommuniziert: Das sind sie nämlich nicht. Dieser Aufruf des Papstes bei seiner Generalaudienz an diesem Mittwoch ist in den Medien auf große Beachtung gestoßen – natürlich auch, weil er vorausweist auf die nächste Synode zur kirchlichen Ehe- und Familienseelsorge, sie findet im Oktober in Rom statt. Der Schweizer Priester François-Xavier Amherdt lehrt Pastoraltheologie in Fribourg; er begrüßt die ausführliche Stellungnahme von Papst Franziskus zum heiklen Thema des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen.

„Mir gefällt das Wort ‚unterscheiden’, das Papst Franziskus gebraucht hat, sehr – es geht darum, dass die Kirche die Situationen unterscheidet. Ich habe in seinen Worten dieses offene Herz gefunden, das der Papst in seinem ganzen Lehramt immer wieder zu erkennen gibt. Natürlich gibt Franziskus damit die Prinzipien für die Überlegungen der nächsten Synode über Ehe- und Familienpastoral vor: von denjenigen ausgehen, die leiden, die klein und schwach sind, die Schwierigkeiten durchmachen. Diese Grundhaltung des Mitfühlens und des Erbarmens, dieser Aufruf, dass einer sich um den anderen kümmern müsse - das findet man auch bei Philosophen unserer Zeit wie Levinas und Paul Ricoeur. Sich umeinander kümmern, das übersetzt der Papst ganz konkret damit, dass kirchliche Gemeinschaften offen sein sollen für das, was wiederverheiratete Geschiedene beitragen können. Ich habe es als Pfarrer selbst erlebt, wie diese Menschen mit ihrem kurvigen Lebensweg uns bereichern, indem sie unseren Horizont erweitern.“

Die mehrfache wiederholte Bemerkung des Papstes, dass geschiedene Wiederverheiratete keineswegs exkommuniziert seien, könne sich in die Disziplin der Kirche hinein übersetzen, „vor allem was den Zugang dieser Menschen zu den Sakramenten betrifft“, hofft Amherdt. Allerdings hat Franziskus diesen Punkt am Mittwoch gar nicht konkret angesprochen.

„Der Papst gibt einen theologischen, pastoralen und kirchlichen Rahmen vor: Eine Kirche, die das Herz einer Mutter hat und die sich um alle ihre Kinder kümmert, vor allem um die Kleinen und Schwachen. Wiederverheiratete Geschiedene, die aktiv am Leben der Kirche teilhaben sollen. Pfarreien und Gemeinschaften, die ihnen in jedweder Form ihre Offenheit zeigen sollen... Natürlich wird die Synode mit diesen Worten des Papstes zu größtmöglicher Offenheit eingeladen - aber ich kann natürlich nichts versprechen oder vorhersagen!“

(rv 06.08.2015 sk)








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