2015-07-28 11:45:00

Irak: Christen wünschen sich Besuch von Papst Franziskus


Die Christen im Irak erwarten einen Besuch von Papst Franziskus. Das sagt der chaldäische Patriarch von Bagdad, Louis Raphaël I. Sako. Radio Vatikan interviewte ihn in der süditalienischen Stadt Jelsi, Region Molise, wo der irakische Patriarch am Montagabend einen internationalen Preis zur Verteidigung von Minderheiten entgegennahm. Papst Franziskus hatte im vergangenen Jahr angekündigt, er wäre dazu bereit, an die Ränder des „Islamischen Staates“ zu reisen, um mit den verfolgten Christen dort zu beten. Patriarch Sako:

„Wir brauchen seine Anwesenheit unter uns, damit er uns Kraft und Hoffnung gibt, nicht nur den Christen, sondern allen. Der Papst ist ein Symbol nicht nur für die Christen. Er ist international gesehen eine spirituelle und moralische Autorität, und alle warten auf seine Anwesenheit unter uns. Das könnte uns so viel Kraft geben, auszuharren und nicht aufzugeben.“

Der internationalen Staatengemeinschaft hingegen wirft der Patriarch von Bagdad Versagen und Egoismus vor. Die westlichen Länder betrieben „eine Politik, die nur ihr wirtschaftliches Interesse sucht und nicht das Wohl der Menschen“, so Sako. „Sie suchen nicht den Frieden“. Ein Grundübel ist aus seiner Sicht der internationale Waffenhandel. „Waffen herzustellen, heißt auch, Krieg herzustellen.“ Um den Terror des sogenannten „Islamischen Staates“ zu bekämpfen, brauche es freilich eine breite internationale Allianz. Der „IS“ sei tatsächlich ein Staat, erklärte der chaldäische Patriarch: „Er hat Geld, verkauft Öl, hat Waffen und viele Dschihadisten, die immer mehr werden.“

Es brauche aber nicht nur eine Erneuerung der Politik und der Wirtschaft, sondern auch eine Erneuerung des Islam, verdeutlichte Sako. „Die Muslime müssen eine neue Lesart des Islam finden, um die positive Botschaft für das menschliche Leben zu entdecken, den Respekt der Würde des Menschen.“

Sako verlangte für den Irak eine Trennung von Religion und Staat. Alle Bürger hätten „die gleichen Rechte und Pflichten, ohne Rücksicht auf ihre Religion". Um die kulturelle Pluralität im Irak anzuerkennen, sei ein Mentalitätswandel nötig; dieser erfordere „die Erziehung ganzer Generationen mit zeitgemäßen religiösen Bildungsprogrammen", so Sako. Seit dem Sturz Saddam Husseins 2003 seien im Irak 62 Kirchen angegriffen und 1.264 Christen getötet worden, erklärte Sako in Jelsi. Christen im Irak und in Syrien erlebten derzeit „eine Verfolgung wie in der Urkirche". 

(rv/sir 28.07.2015 gs)








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