2015-07-24 14:25:00

Nepal: Monsun verzögert Wiederaufbau


Vor drei Monaten wurde die Erde von Nepal erschüttert. Ein Erdbeben sorgte für fatale Schäden. Die Nothilfe und der Wiederaufbau sind in den Bergregionen ohnehin schwierig. Doch nun hat die Regenzeit begonnen und Erdrutsche erschweren zusätzlich die Arbeit der Hilfsorganisationen. Eine Entwarnung lässt weiterhin auf sich Warten.

Es war das schwerste Beben seit Jahrzehnten und riss rund 9.000 Menschen in den Tod. Nepal erholt sich nur langsam von dem Erdbeben im April. Die Verteilung von Nahrungsmittelhilfen, die medizinische Versorgung und Notunterkünfte – das alles bereitet den Hilfsorganisationen in der Bergregion große Mühen. Im Mai hat nun die Regenzeit begonnen. Ein erhöhtes Risiko von Erdrutschen besteht, und Straßen sind blockiert. Dadurch verzögern sich die Hilfen für die betroffenen Regionen zusätzlich, erklärt Lex Kassenberg von der Hilfsorganisation CARE.

Kassenberg: „Unsere Arbeit läuft nun langsamer, weil besonders die abgelegenen Regionen schon in guten Zeiten schwer erreichbar sind. Nun in der Regenzeit sind Straßen und Zugänge dorthin zusätzlich blockiert. Schlamm und Erdrutsche machen es uns schwer. CARE und andere Hilfsorganisationen haben versucht, so weit wie möglich in diese Gegenden vorzudringen und Stellen einzurichten, von welchen wir Vorrat an die Gemeinden verteilen. Aber dafür müssen wir deutlich mehr laufen. Die Hilfe ist jetzt viel schwieriger.“

Bislang hat die Hilfsorganisation CARE in Nepal nach eigenen Angaben mehr als 90.000 Menschen erreicht. Sie unterstützte mit Nahrungsmittelhilfen, Notunterkünften, Haushaltsgeräten und Hygienebedarf. Zudem verteilt CARE Baumaterial, Wellblech und Reparatursets an die Menschen. Mehr als 800.000 Häuser wurden durch das Beben zerstört oder stark beschädigt. Mit dem Monsun bleibt aber auch die Zeit stehen - der Wiederaufbau stockt:

Kassenberg: „An vielen Orten sehen Sie, dass die Menschen noch in provisorischen Wellblechhäusern leben. Die Menschen haben Angst. Es verlaufen große Risse durch die Erde und sie befürchten, dass Erdrutsche alles, was sie aufgebaut haben, wieder verschwinden lassen. Wir haben den Eindruck, dass viele Menschen in dem Erdbebengebiet in provisorischen Behausungen dasitzen und warten, was während der Regenzeit passiert. Wenn der Monsun dann vorüber ist, Mitte September, Oktober, werden sie wohl erst richtig anfangen, ihre Häuser wiederaufzubauen.“

Zwar zeigt sich die Bevölkerung in Nepal tapfer, wenn es um den gemeinsamen Wiederaufbau geht. Während der Monsunzeit verlassen aber auch viele ihre Dörfer, um in den Städten Schutz und eine bessere Versorgung zu suchen:

Kassenberg: „Die Menschen warten nicht einfach ab und machen sich abhängig von den Hilfsmaßnahmen. Sie selbst versuchen zu helfen, nach Möglichkeiten und Alternativen zu suchen. Einige Menschen bleiben in ihren Dörfern, um dort der Arbeit nachzugehen. Andere, insbesondere Kinder, ziehen jetzt in der Monsunzeit vorübergehend in die Stadtgebiete, etwa nach Katmandu. Dort ist es etwas sicherer und sie kommen leichter an Hilfsmittel. Hier warten sie ab, bis die Regenzeit vorbei ist und kehren dann zurück in ihre Dörfer.“

Die Nepalesen hoffen, dass die Touristen mit Beginn der Saison im September wieder zurückkehren. Ein erstes Hoffnungszeichen gibt es: die beliebteste Wanderroute des Landes, die Annapurna-Route, die nach dem Beben sicherheitshalber geschlossen wurde, ist nun wieder offen.

Kassenberg: „Mitten im Monsun ist keine Touristenzeit. Ob sich die Touristen wieder in der Zahl nach Nepal zurücktrauen, werden wir erst sehen können, wenn die Regenzeit vorbei ist und die Saison wieder losgeht. Ganz langsam kommen erste Leute zurück. Das ist angesichts der Regensaison zwar ermutigend, aber die große Prüfung kommt später im Jahr, im Oktober und November. Dann können wir sagen, ob der Tourismus wieder angekurbelt werden konnte. Für die Menschen in Nepal wäre das natürlich eine große Hilfe; sie können jede finanzielle Unterstützung gebrauchen.“

(rv 24.07.2015 cz)

 








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