2015-07-20 11:36:00

USA/Kuba: „In den Köpfen hat sich einiges verändert“


Nun ist es offiziell: Nach über 50 Jahren Feindschaft haben die USA und Kuba ihre diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen. Seit Montag um Mitternacht (Ortszeit) gibt es in Washington bzw. in Havanna wieder Botschaften des anderen Landes. Zur Annäherung der beiden Staaten hat auch die katholische Kirche maßgeblich beigetragen, wie der Kuba-Länderreferent von Misereor, Heinz Oelers, gegenüber Radio Vatikan sagt. „Man kann sicher zuversichtlich für die Zukunft sein, obwohl man auch feststellen muss, dass der Annäherungsprozess und ein Veränderungsprozess nicht erst mit dem jetzigen Tauwetter zwischen den USA und Kuba begonnen hat. 2009 war ich auf Kuba und dann war ich im vergangenen Jahr dort. Dazwischen waren fünf Jahre vergangenen, doch was in dieser Zeit passiert ist – aufgrund einiger wirtschaftlicher Reformen – das war schon sehr deutlich. Auch auf der kirchlichen Seite kann man auch feststellen, dass eine Reihe von Freiräumen hinzugekommen sind, die perspektivisch von großer Bedeutung sind.“

Zwar sei Kuba weiterhin ein kommunistisches Land – sei es in ihrer staatlichen Struktur, sei es bei ihrer personellen Besetzung der Ämter – doch in den Köpfen der Menschen habe sich einiges geändert. Davon „profitiere“ auch die katholische Kirche.

„Sie ist, im Grunde genommen, die einzige Institution in Kuba, die ein Gegengewicht zum zentralisierten Staat und zur Herrschaft der kommunistischen Partei darstellt. Sie hat ein Gegengewicht, sie ist aber auch verankert in der Gesellschaft und ist eine Instanz, die von der Regierung ernst genommen werden muss und auch wird.“

Zwar hatte der Papst bei seinem Rückflug aus Lateinamerika vor wenigen Tagen seine persönliche Rolle bei der Annäherung zwischen den USA und Kuba heruntergespielt, doch Fakt ist: ohne sein persönliches Engagement wäre es nicht so schnell zu diplomatischen Beziehungen gekommen.

„Ich glaube auch, dass das sehr wichtig war und eine Rolle gespielt hat. Man darf allerdings auch nicht vergessen, dass auf kubanischer Seite vor allen Dingen Kardinal Jaime Ortega (von Havanna) immer dafür eingestanden ist, diplomatische Annäherungen zwischen den USA und Kuba zu ermöglichen. Er hat dafür auch etliche Kritik von Seiten der Exil-Kubaner in den USA erhalten. Die Töne sind mittlerweile nicht mehr so scharf. Aber mit Papst Franziskus sind sicherlich die persönlichen Beziehungen noch mal stärker zur Geltung gekommen, die es vorher in der Form sicherlich nicht gab.“

Zur Erinnerung: 1961, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges zwischen der Sowjetunion und den westlichen Staaten, wurden die Beziehungen zwischen Kuba und den USA abgebrochen. Die politische Funkstille war ein Teil der Maßnahmen, mit denen die USA den kleinen sozialistischen Nachbarstaat in der Karibik zu Reformen zwingen wollte. Ein Handelsembargo der USA gegen Kuba besteht in wesentlichen Teilen aber weiterhin. Eingeschränkt bleibt auch die Einreisegenehmigungen der Kubaner.

(afp/rv 20.07.2015 mg)








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