2015-07-20 13:22:00

Flüchtlinge in Europa: Sinneswandel feststellbar


Europa hat keine Festungsmentalität mehr. Davon ist der Redaktionsleiter des Hilfsprojektes „Refugee Radio“, Larry Moore Macaulay, überzeugt. „Refugee Radio“ ist ein unabhängiges Projekt in Hamburg, das sich Menschenrechten und Entwicklung verpflichtet und von Flüchtlingen selber gestaltet und in Hamburg produziert wird. Es richtet sich insbesondere an Flüchtlinge in Europa, Nahost und Afrika.

Larry Moore Macaulay hat nun bereits zum zweiten Mal Radio Vatikan besucht und berichtet, wie sich seit dem Besuch von Papst Franziskus auf Lampedusa vor zwei Jahren einiges in Europaverändert habe. Das habe vor allem mit den vielen Toten im Mittelmeer zu tun. „Die Politiker sind besorgt und schauen auch mehr hin, was auf dem Mittelmeer geschieht“, so der Nigerianer, der selber ein Flüchtling ist. „Das sehe ich gerade in Deutschland. Es ist mir bewusst, dass das Thema mit den Quotenregelungen [ob und wie viele Mittelmeerflüchtlinge auf die EU-Staaten verteilt werden, Anm. d. Red.] die Gemüter bewegt, doch ich sehe, dass immer mehr Politiker weniger blockieren. Ich denke, dass wird langsam immer besser.“

Der Leiter von „Refugee Radio“ sieht aber auch Verbesserungsmöglichkeiten von Seiten der Flüchtlinge selber. „Die Flüchtlinge selber müssen nämlich auch lernen, was es heißt in Europa zu leben, damit sie besser in das europäische System eingefügt werden können. Ich sehe also nicht nur von Seiten der Europäer Änderungen, die notwendig sind. Was sich in Europa ändern muss, ist die Einstellung, dass ein Flüchtling herkommt und innerhalb von drei Monaten eine Sprache und eine Kultur lernen und noch Arbeit finden muss. Das ist aber unrealistisch“.

Seit November sendet „Refugee Radio“ Programme online und bei Partnersender, um Flüchtlinge und Bürger auf ihre Herausforderungen hinzuweisen, und das Projekt wächst. „Im kommenden November, wenn wir also ein Jahr Sendungen feiern, wollen wir auch ein ,Refugee TV´ gründen, also ein Fernsehprogramm für und von Flüchtlingen. Wir werden das mit Lokalsendern in Hamburg machen. Wir wollen aber auch unsere Radioprogramme mit weiteren neuen Partnern austauschen, damit die Stimme der Flüchtlinge noch mehr Gehör bekommt.“

Derweil sieht es in der deutschen Politik alles andere als „Flüchtlingsfreundlich“ aus: Die Parteien und Hilfsorganisationen ringen weiter um den Umgang mit Flüchtlingen. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner erneuerte am Montag die Forderung seiner Partei nach einer Reform des Asylrechts. „Eine Flüchtlingspolitik, die zulässt, dass junge, blitzgescheite Menschen von Abschiebung bedroht sind, ist inhuman und muss geändert werden“, sagte er dem Berliner ‚Tagesspiegel’.

Die CDU hatte die Forderung nach einem Einwanderungsgesetz zuvor zurückgewiesen. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Thomas Strobl begründete seine Ablehnung in der ‚Welt’ damit, dass im Bundestag erst kürzlich das Bleiberecht so geändert worden sei, „dass insbesondere jüngere Menschen mit guten Integrationsleistungen einen verlässlichen Aufenthaltsstatus erhalten können“. Die Debatte hatte durch eine Begegnung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem libanesischen Flüchtlingsmädchen Reem wieder an Fahrt aufgenommen.

(rv/kna 20.07.2015 mg)








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