2015-07-19 12:26:00

Italien: Bischöfe kritisieren Proteste gegen Flüchtlinge


Nach fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Rom und Treviso hat die Italienische Bischofskonferenz eine größere Aufnahmebereitschaft und Toleranz gegenüber Asylbewerbern angemahnt. Ein Land mit 60 Millionen Einwohnern, das jährlich 45 Millionen Touristen beherbergen könne, „darf angesichts von 75.000 Flüchtlingen nicht in die Knie gehen“, sagte der Leiter des bischöflichen Flüchtlingsbüros, Giancarlo Perego, der italienischen Tageszeitung „Avvenire“ (Sonntagsausgabe).

Die Proteste seien das Ergebnis einer „Unverantwortlichkeit“ auf politischer und sozialer Ebene. Dort gebe es Gruppen, die das Thema Flüchtlinge instrumentalisierten, so der Direktor der bischöflichen Stiftung „Migrantes“.

Im Norden Roms blockierten Mitglieder der rechtsextremistischen Gruppierung „Casa Pound“ und Anwohner am Freitag die Zufahrt zu einer Flüchtlingsunterkunft, um die Ankunft von 19 Asylbewerbern zu verhindern. Bei der Räumung durch die Polizei kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit den Demonstranten; 14 Polizisten wurden verletzt, zwei Demonstranten wurden festgenommen.

Auch im norditalienischen Treviso protestierten in der Nacht zu Freitag Anwohner einer Flüchtlingsunterunterkunft. Die Demonstranten warfen Fernsehgeräte und andere für Asylbewerber bestimmte Einrichtungsgegenstände aus einem Lagerraum auf die Straße und zündeten sie dort an.

Perego forderte in dem Interview zudem eine Dezentralisierung der Aufnahmezentren für Asylbewerber. Statt der bisherigen großen Zentren für die Erstaufnahme sollten künftig kleinere in den Kommunen eingerichtet werden. In den großen Zentren sei die Achtung der Menschenrechte nicht sichergestellt. Außerdem würden dadurch Korruption, Geldverschwendung und mafiöse Strukturen begünstigt.

(kath.ch 19.07.2015 no) 








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