2015-07-17 10:45:00

Tschechische Republik: Ruinen statt Recht?


Die Kirche wollte ihr Recht, bekam aber nur Ruinen. Seit Jahren streiten in der Tschechischen Republik Kirche und Staat um die Rückgabe verstaatlichter Güter. Was die katholische Kirche jetzt nach einer Vereinbarung erhält, sind aber Schrott-Immobilien.

So richtig glücklich können Tschechiens Katholiken nicht sein. Zwar sind seit Donnerstag die teils jahrzehntelangen Streitigkeiten mit dem Staat über die Rückgabe des unter den Kommunisten verstaatlichten Eigentums auf der Prager Burg zu den Akten gelegt. Doch die Kirche hatte sich nach der Wende von 1989 etwas anderes vorgestellt.

Das Memorandum über die abschließende Einigung wurde auf der Prager Burg im kleinsten Kreis unterzeichnet, Präsident Milos Zeman und der Prager Erzbischof Kardinal Dominik Duka waren fast unter sich, Journalisten waren nicht erwünscht.

Ganze zwei von ursprünglich elf beanspruchten Gebäuden bekommt die Kirche nun zurück; zwei andere Immobilien darf sie für 99 Jahre vom Staat mieten. Dafür ließ die Kirche alle weitergehenden Forderungen fallen. Das ist aber noch nicht alles: Die Neue Propstei und vor allem das Georgskloster auf der Prager Burg befinden sich in erbarmungswürdigem Zustand. Das Kloster aus dem 10. Jahrhundert, von Benediktinern erbaut, ist das älteste in Böhmen. Sein barocker Glanz ist nur Fassade. Als Präsident Zeman das Kloster Anfang des Jahres besichtigte, war er fassungslos: „Wie nach einem Bombenangriff" sehe es dort aus. Er habe sich nicht vorstellen können, dass es auf dem Burgareal ein Gebäude in solch schlimmem Zustand gebe. Dabei hätte er es wissen können: Wegen untragbarer Zustände war schon die Nationalgalerie dort ausgezogen, die hier eine einzigartige Sammlung aus Werken der Spätgotik, Renaissance und des Barock zusammengetragen hatte.

 

Nur zwei von elf beanspruchten Gebäuden

Soll sich doch die Kirche kümmern - das schien für das Staatsoberhaupt die einfachste Lösung. Fünf Jahre hat die Kirche jetzt Zeit, das Kloster grundlegend zu sanieren und wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen. Woher die Kirche die mehreren Dutzend Millionen Euro dafür hernehmen soll, ist offen. Die Filetstücke aus einstigem kirchlichen Besitz bleiben dagegen in staatlicher Hand. So will es das Memorandum, zu dem Dominik Duka gute Miene machen musste.

Der Rechtsstreit geht bis in die 90er Jahre zurück, bereits Dukas Vorgänger Kardinal Vlk hatte immer wieder laut auf die unrechten Enteignungen hingewiesen. Die Kirche kämpfte jedoch einen ungleichen Kampf: Teilweise hatte er es mit Richtern zu tun, die vor der Wende amtierten und kein Ohr für die Ansprüche der Kirche hatten. Außerdem ist die Bevölkerung des Landes fast einhellig gegen jegliche  Rückerstattung.

 

(kap 17.07.2015 ord)

 








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