2015-07-17 08:41:00

Pakistan: 2.200 Tage in Haft - Asia Bibi hat noch Hoffnung


Mehr als 2.200 Tage sitzt Asia Bibi bereits im Gefängnis. Der Pakistanerin wird vorgeworfen, sie hätte sich blasphemisch gegen den Propheten Mohamed geäußert. Im Gefängnis von Multan in der Provinz Punjab in Pakistan erwartet sie die Entscheidung des höchsten Gerichts des Landes, welches die Haftentlassung verfügen könnte. Aber auch danach besteht Gefahr für die Christin, auf sie ist eine Art Kopfgeld ausgesetzt, umgerechnet etwa 80 Euro. Es soll die Belohnung für ihren Tod werden. Das berichtet ihr Ehemann, Ishaq Masih, britischen Medien gegenüber.

„Es gab während der ganzen Zeit immer wieder Momente der Hoffnung und der Enttäuschung“, berichtet Paul Bhatti, ehemaliger pakistanischer Minderheitenminister und selber Christ. „Sie ist jetzt in Isolationshaft, auch um sie zu vor der Gewalt im Gefängnis dort zu schützen. Erst neulich hat in Rawalpindi ein Polizist zwei Insassen erschossen, die der Blasphemie angeklagt waren. Die Verwaltung vor Ort passt nun besonders auf Asia Bibi auf, wohl auch des internationalen Drucks wegen, der auf die Regierung ausgeübt wird.“

Der Fall Asia Bibi ist zu einem Symbol für die Verfolgung der Christen in Pakistan geworden, berichtet Bhatti. Im November 2010 war sie zum Tod durch Erhängen verurteilt worden, sie war für schuldig befunden worden, den Propheten beleidigt zu haben. Beim Wasserholen sei sie von anderen Frauen aufgefordert worden, sich zum Islam zu bekehren, weil die Frauen sonst das geholte Wasser nicht trinken könnten, so die übereinstimmenden Schilderungen. Bibi weist aber bis heute den Vorwurf zurück, sie habe anschließend Beleidigungen ausgesprochen. Nur mit Mühe konnte sie damals durch die Polizei vor einem Mob geschützt werden, der sie direkt töten wollte.

Das Blasphemiegesetz, der juristische Hintergrund der Verurteilung, steht international in der Kritik. „Wir beobachten den Fall Asia Bibi genau,“ so Bhatti, „denn er steht auch für viele andere Christen oder andere Minderheiten. Da ist zum Beispiel Sawan Masih, der nach Blasphemieanschuldigungen im Gefängnis sitzt. Es gibt so viele, die mit falschen Anklagen konfrontiert sind und die Schlimmes durchmachen.“

Masih war im März 2014 angezeigt worden, danach kam es in Lahore zu Ausschreitungen, die Häuser von Christen wurden angezündet. Immer wieder kommt es zu Gewalt, auch zwei pakistanische Politiker, darunter der Bruder von Paul Bhatti, Shabbaz Bhatti, wurden ermordet, weil sie sich für die Christen und gegen das Blasphemiegesetz eingesetzt hatten.

„Wir brauchen dringend Lösungen für dieses Problem und wir brauchen Hilfe für die unschuldigen Opfer, und wir müssen auch dafür sorgen, dass dieser Hass in Pakistan an ein Ende kommt. Wir arbeiten an vielen Fronten daran, auch mit der aktuellen Regierung, durch Dialog oder durch Bildung.“

Er sei hoffnungsvoll, fügt Bhatti an, auch was den konkreten Fall Asia Bibi angehe. Viele juristische und unabhängige Untersuchungen hätten die Unhaltbarkeit der Vorwürfe gezeigt, bislang sei noch keines der vor den obersten Gerichtshof gekommenen Todesurteile endgültig bestätigt worden. Das werde auch bei Asia Bibi so sein, hofft er. Aber es braucht weiter Unterstützung. „Die internationale Gemeinschaft sollte nicht nur auf Einzelfälle schauen, sondern ganz konkrete Schritte unternehmen, um diesen Hass und diese Diskriminierung zu unterbinden, die sich gegen Christen und andere Minderheiten wenden. Ich denke hier auch an IS oder an Boko Haram, also an Gruppen, die aus einer Religion heraus wachsen und im Namen dieser Religion Menschen töten. Asia Bibi ist eine Geschichte, aber es gibt so viele andere unschuldige Menschen, auch Journalisten, die von Menschen umgebracht werden, die ihre Lebensauffassung mit Gewalt einführen wollen. Das ist weder Religion, noch ist es radikal: Es ist Terror, es ist eine Ideologie der Gewalt. Die internationale Gemeinschaft – und besonders die Europäische Gemeinschaft – muss sich zusammen tun und konkrete Schritte unternehmen.“

 

(rv 17.07.2015 ord)

 








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