2015-07-10 17:08:00

Pietro, der Insasse von Palmasola


Pietro ist ein italienischer Insasse des bolivianischen Gefängnisses, das Papst Franziskus besucht hatte. Palmasola gilt als die größte Haftanstalt Boliviens. In einem Gespräch mit Radio Vatikan erzählt der Insasse von den Problemen, die auch das Kirchenoberhaupt bei seinem Besuch angesprochen hatte. „Es ist hier wie ein offenes Regime, nicht zu vergleichen mit einem italienischen Gefängnis. Man hat eine bestimmte Freiheiten und kann eine Arbeit wählen, oder etwas anderes machen, etwa lernen.“

Eine anarchische Freiheit  herrscht in der Gefangenensiedlung Palmasola. Rund 5.000 Gefangene – mehrheitlich ohne rechtskräftiges Urteil – sind weitgehend sich selbst überlassen. Kleinkinder wachsen mit ihren Müttern in elenden Verhältnissen auf, eingeschlossen, von einer doppelten Mauer mit Stacheldrahtzaun abgeriegelt. Niemand kümmert sich um diesen Fleck Erde. Keine Behörde, auch die Regierung nicht.

Eines großes Problem, das immer wieder angesprochen wird in Bezug auf die Haftanstalt, die sich Rehabilitationszentrum nennt, ist die Überbelegung. Nicht nur Papst Franziskus sprach dies an, sondern auch der Erzbischof von Sucre, Jesus Juarez Parraga, der zugleich der zuständige Geistliche der Haftanstalt ist. Er prangerte während des päpstlichen Besuches an, dass die Überbelegung um das Dreifache überschritten sei und rund 84 Prozent der Gefangenen noch immer auf ihr endgültiges Urteil warten müssten. „Ja, es gibt eine Überbelegung. Aber mit dieser Praktiken der „Galgenfrist“ wird nun mehr Platz geschaffen. Viele Menschen sind nun mit einer Begnadigung herausgekommen.“

Pietro bezieht sich auf das Begnadigungsgesetz „Ley de Indulto“. Es bietet eine reale Chance auf Freilassung für ältere Menschen, Schwangere, Behinderte oder unheilbar Kranke. Der Besuch von Papst Franziskus ist für Pietro in jedem Fall eine Ermutigung. „Es ist eine Ermutigung zum Weitergehen. Auch weil wir weiterhin voranschreiten müssen, normalerweise. Es ist so. Jemand begeht eine Tat, dann muss er seinen Fehler verstehen und ein neues Leben anfangen.“

(rv 10.07.2015 no)

 








All the contents on this site are copyrighted ©.