2015-06-29 12:01:00

Kroatien/Serbien: Streit um Stepinac


Rund um den kirchlichen Heiligsprechungs-Prozess des Märtyrer-Kardinals Alojzije Stepinac (1898-1960) hat sich der verbale Schlagabtausch zwischen Kroatien und Serbien verschärft. Die Gläubigen in Kroatien seien durch die jüngsten Berichte und Äußerungen in der Causa Stepinac „beunruhigt“, erklärte der kroatische Primas-Kardinal Josip Bozanic in einer Predigt zum Staatsfeiertag seines Landes. Jüngste „Verleumdungen“ gegenüber dem 1998 seliggsprochenen Kirchenmann und deren Duldung seien besorgniserregend. Stepinac selbst sei jedoch ein „Zeuge der Wahrheit“, dessen Werke „dem wertvollen Erbe der gesamten Kirche“ gehörten, so Bozanic.

Initialzündung war eine Äußerung des serbischen Arbeits- und Sozialministers Aleksandar Vulin gewesen. Dieser hatte bei einer Weltkriegs-Gedenkveranstaltung im kroatischen Jadovno am 21. Juni Stepinac als „Ustascha-Vikar“ bezeichnet, gegen dessen Heiligsprechung Serbien sei. Rückendeckung bekam er dafür vom serbischen Premierminister Aleksandar Vucic: Wolle man Alojzije Stepinac als einen Heiligen auch für Serbien propagieren, so wäre dies „erfolglos“, erklärte Vucic in Brüssel. Er räumte allerdings ein, sein Minister habe einen etwas unglücklichen Ort und Zeitpunkt für die Äußerung gewählt.

Am selben Tag wie Serbiens Premier kritisierte die Diözesankurie in Zagreb, Minister Vulin habe mit seiner Äußerung die tiefsten Gefühle der katholischen Gläubigen beleidigt, die Kroaten gedemütigt und die Wahrheit mit Füßen getreten. Statt auf den Inhalt von Vulins Einlassung einzugehen, solle die Heiligsprechungskongregation hellhörig werden, dass Kardinal Stepinac „völlig unbegründet“ mit der Ermordung von Menschen in Verbindung gebracht werde und dass die Erwähnung seines Namens im Kontext der Ermordung von Kindern in Konzentrationslagern erfolge.

Zwischen den Kirchen bereits Dialog

Ausgebrochen war der jüngste Streit nach völlig entgegengesetzten Signalen: Erst Anfang des Monats hatte die serbisch-orthodoxe Kirche beschlossen, den Dialog mit der katholischen Kirche Kroatiens über Stepinacs Heiligsprechung aufzunehmen. Man sei dazu bereit, die Rolle des vom Tito-Regime inhaftierten Kardinals in der „tragischen Periode von 1941 bis 1945“ im Kontext der Entwicklung der serbisch-kroatischen Beziehungen im 20. Jahrhundert zu diskutieren, hieß es. Das Belgrader Kommunique hatte Stepinac dabei freilich ebenso als „obersten Militärseelsorger des faschistischen Unabhängigen Staates Kroatien (NDH)“ bezeichnet.

Praktisch umgesetzt wurde diese Dialogbereitschaft bereits bisher zweimal - am 21. Mai und am 11. Juni bei zwei Treffen der neu eingerichteten Dialogkommission zwischen Kroatiens Bischofskonferenz unter Vorsitz von Kardinal Bozanic und der Serbisch-orthodoxen Kirche unter dem Metropoliten von Zagreb-Ljubljana, Porfirije Peric; die Auseinandersetzung rund um Stepinac war als das erste Thema der Gespräche behandelt worden.

(kap 29.06.2015 sk)








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