2015-06-26 13:33:00

Vatikan/Palästina: Historisches Abkommen unterzeichnet


Ein historisches bilaterales Abkommen zwischen Palästina und dem Vatikan wurde an diesem Freitag unterzeichnet. In dem Dokument, das Details zum Status der katholischen Kirche in Palästina regelt, nennt der Vatikan nach einer früheren Ankündigung zum ersten Mal auf dieser Ebene Palästina ausdrücklich einen Staat. Unterzeichnet wurde der Vertag von dem vatikanischen Außenminister, Erzbischof Paul Richard Gallagher, auf der Seite des Vatikans - und auf der anderen Seite für Palästina von dessen Außenminister Riad Al-Malki.

Das Dokument fusst auf einem Grundlagenabkommen aus dem Jahr 2000 zwischen dem Vatikan und der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO. Wichtig für sein Zustandekommen waur auch die Anerkennung Palästinas als Beobachterstaat der Vereinten Nationen im November 2012. Das bilaterale Abkommen besteht aus einer Präambel und 32 Artikeln, die in 8 Kapitel unterteilt sind. Es regelt den Status der Kirche im Staat Palästina und bestätigt den beiderseitigen Wunsch einer friedlichen Lösung des Nahostkonflikts.

Al-Mailiki sprach am Freitag bei der Unterzeichnungsfeier im Vatikan ohne Umschweife von einem historischen Schritt. „Das wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung und das persönliche Engagement des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas und ohne den Segen Seiner Heiligkeit Papst Franziskus für unsere Bemühungen in dieser Angelegenheit.“

Auch Kurienerzbischof Gallagher würdigte das Dokument an diesem Freitag. „Ich hoffe, dass das Abkommen gewissermaßen ein Anreiz sein kann für ein definitives Ende des jahrelangen israelisch-palästinensischen Konflikts, der weiterhin für Leid sorgt, auf beiden Seiten. Ich hoffe ebenso, dass die angestrebte Zwei-Staaten-Lösung realisiert wird. Der Friedensprozess kann nur voranschreiten über direkte Verhandlungen der beiden Parteien mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft. Er verlangt nach mutigen Entscheidungen, aber wenn er einmal zustandekommt, dann wird er ein großer Beitrag sein zu Frieden und Stabilität in der Region.“

Gallagher: Katholiken wollen keine Privilegien

Gallagher betonte in seiner Ansprache, dass es bei dem Vertrag in erster Linie um die Kirche und ihre Einrichtungen auf palästinensischem Boden geht. Die Katholiken wollten für sich keinerlei Privilegien, sondern eine Zusammenarbeit mit allen, zum Wohl der ganzen Gesellschaft. „In dem komplexen Kontext im Nahen Osten, wo einige christliche Gemeinschaften viel erleiden müssen bis hin zur Verfolgung, kann dieses Abkommen ein gutes Beispiel darstellen für den Dialog und die Zusammenarbeit. Es besteht die Hoffnung, dass es ein Modell sein kann für andere arabische Länder mit einer muslimischen Mehrheit. Diesbezüglich möchte ich das Kapitel über Religionsfreiheit hervorheben.“

Der palästinensische Außenminister betonte vor allem die erstmalige ausdrückliche Anerkennung des Staates in einem Dokument mit dem Heiligen Stuhl. Es sei ein Zeichen der Anerkennung der Menschenrechte des palästinenischen Volkes, seines Rechtes auf Selbstbestimmung, auf Freiheit und Würde in einem eigenen unabhängigen Staat, ohne die Fesseln der Besetzung. „Das unterstützt auch die Vision des Friedens und der Gerechtigkeit in der Region - in Übereinstimmung mit internationalen Recht, auf der Basis von zwei Staaten, die nebeneinander in Frieden und in Sicherheit leben, und auf der Grundlage der Grenzen von 1967.“

Auch Riad Al-Malki setzt auf eine gewisse Vorbildfunktion des Staatsvertrags für den Nahen Osten. „Der Vertrag kommt in einem Moment, in dem Extremismus, barbarische Gewalt und Ignoranz das soziale Geflecht und die kulturelle Identität der Region und des menschlichen Erbes bedrohen. In diesem Szenario bekräftigt der Staat Palästina seine Bemühungen, den Extremismus zu bekämpfen, Toleranz, Gewissens- und Religionsfreiheit zu fördern und die Rechte all seiner Bürger zu bewahren.“

(rv 26.06.2015 no)








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