2015-06-26 11:39:00

Boko Haram: Mädchen als Selbstmorattentäter


Keine Ruhe in Borno: Der Bundesstaat im Nordosten von Nigeria ist Geburtsort der islamischen Terrorgruppe Boko Haram, hier starben bei neuen Anschlägen zu Anfang der Woche mehr als vierzig Menschen. Die Selbstmordattentäterin, die sich auf einem belebten Markt der Stadt in die Luft sprengte und viele Passanten mit in den Tod riss, war nur zwölf Jahre alt: Das sagt Pater Mauro Armanino, derzeit im Niger. Er erzählt im Interview mit Radio Vatikan von den Zuständen in Borno.

„Kinder im Krieg, das ist nichts Neues. Dass es jetzt Mädchen sind, das vielleicht schon; Mädchen werden weniger kontrolliert, aber an sich ist das Phänomen nicht neu. Überhaupt müsste man mal darüber reden, wie vielfältig Kinder in der Region missbraucht werden: als Hausdiener etwa, oder auf Plantagen, oder als Tauschware….oder sogar als Erzeugerinnen. Es gibt Fälle, in denen Mädchen bezahlt werden, um Kinder zu ‚erzeugen‘ – Kinder, die dann verkauft werden. Das ist ein Handel, bei dem es einem nur grauen kann!“

Immer häufiger werden Kinder auch in bewaffneten Konflikten als Selbstmordattentäter, menschliche Schutzschilde und Geiseln eingesetzt; darauf machte erst unlängst auch der Heilige Stuhl aufmerksam und forderte von den Vereinten Nationen verstärkte Anstrengungen für den Kinderschutz in bewaffneten Konflikten und im Rahmen von friedensbildenden Maßnahmen. Es seien „neue Ebenen der Gewalt“ erreicht, so formulierte es Bernardito Auza, der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls vor der UNO vor rund einer Woche in New York.

Dass Boko Haram Kinder als Soldaten und Selbstmordattentäter einsetzt, wundert Pater Armanino nicht wirklich. Die „verinnerlichte Gewaltbereitschaft“ steige im Norden Nigerias immer mehr, die Region sei geradezu eine Kinderstube der Gewalt. Der Missionar betont jedoch, dass auch die Terroristen Opfer seien: Marionetten der großen Geldgeber, Marionetten skrupelloser Politiker, die mit Menschenleben spielen.

„Leider ist das die dramatische Rechnung für die jahrelange Manipulation von Menschen und Gruppen zu politischen Zwecken. Irgendwann machen sich diese Monster allerdings selbstständig von denen, die sie geschaffen haben. Die Jahre des Ex-Präsidenten Jonathan Goodluck (2010-2015)  waren in dieser Hinsicht sicher nicht die nützlichsten Jahre für Nigeria. Man müsste mal untersuchen, welche Komplizen von außen einwirken und welche von innen bei diesem Phänomen, das offensichtlich stark verwurzelt ist und nicht von heute auf morgen aufgeben wird. Zumindest nicht, bis es eine globale Maßnahme gibt, nicht nur eine militärische!“

Seit der Amtseinführung des neuen Präsidenten Muhammadu Buhari am 29. Mai kommt es im Norden Nigerias fast täglich zu neuen Angriffen. Besonders betroffen ist Borno. Boko Haram will offenbar dem neuen Präsidenten signalisieren, dass weiter mit der Gruppe zu rechnen ist. Buhari hat Boko Haram den Kampf angesagt.

(rv 26-06-2015 no)








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