2015-06-25 08:45:00

Österreich: Öko-Enzyklika soll sich in Politik einmischen


Die Schöpfungs-Enzyklika „Laudato si´" von Papst Franziskus soll zum „Megaphon in die Politik" werden. Das wünscht sich der Präsident des Weltdachverbandes katholischer Entwicklungsorganisationen (CIDSE), Heinz Hödl. Derzeit gebe es noch viel zu viele „stumme Zeugen einer extrem ungerechten Welt" mit einem Weltwirtschaftssystem, das Menschenrechtsverletzungen als Kollateralschäden in Kauf nimmt. Dem stelle sich der Papst mit seiner Enzyklika entgegen und bringe einen kräftigen Schub für alternative Ökonomiemodelle, die überall auf der Welt entstehen, erklärte Hödl. Die Kirchen hätten die Pflicht, diese Modelle konsequent zu unterstützen.

Hödl wird in wenigen Tagen in den Vatikan reisen. Hier tagt am 2. und 3. Juli eine internationale Klimakonferenz, die vom Weltdachverband CIDSE sowie vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden organisiert wird. Unter den Teilnehmern aus der Welt der Wissenschaft, der Politik und der Kirche sind unter anderem Ottmar Edenhofer vom Weltklimarat IPCC, der Umweltminister von Gambia, Pa Ousman Jarju, die kanadische Globalisierungskritikerin Naomi Klein oder die frühere UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson. Einen Vortrag wird aber auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin halten, der „zweite Mann“ im Vatikan.

Die päpstliche Einmischung in Gestalt der Enzyklika „Laudato si´" komme auch im Hinblick auf nichtkirchliche internationale Konferenzen „zur rechten Zeit", wie Hödl erklärte. Er verwies auf die in diesem Jahr anstehenden UN-Gipfelgespräche in Addis Abeba (zum Thema Entwicklungsfinanzierung, 11.-12. Juli), New York (Millennium+15; 25.-27. September) und Paris (Klimakonferenz; 30. November-11. Dezember). Die Konferenz in New York zur Festlegung der globalen Entwicklungsziele wird vom Papst eröffnet. Wie Hödl in Wien sagte, „zittern die Politiker schon ein wenig, was Franziskus dort sagen wird". Seine Botschaft, wonach die Klimakrise in wirtschaftlichen und politischen Unrechtsverhältnissen wurzelt, werde dort Gehör finden, ist sich der kirchliche Entwicklungsexperte sicher.

Als Beispiel für Missstände, an deren Veränderung alle gesellschaftlichen Kräfte und auch jeder einzelne mitwirken müsse, nannte Hödl heute gebräuchliche Smartphones, „an denen Blut klebt" - von Ausgebeuteten im Kongo oder auf den Philippinen. Gerade Christen müssten dagegen aufstehen und „legitimen Druck" erzeugen. Veränderung sei möglich, betonte Hödl, „die Hoffnung darauf schöpfen wir aus dem Glauben".

Arsenios: Probleme erfordern Zusammenhalt

Die Papstenzyklika ist auch für Orthodoxe ein wichtiges Dokument, referierte bei derselben Veranstaltung der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis). Nicht umsonst betone Franziskus die Gemeinsamkeit bei der Lösung der anstehenden ökologischen Probleme, diese reiche auch weit über die Grenzen der Kirchen hinaus. Arsenios erinnerte daran, dass auch in der Weltorthodoxie die Bewahrung der Schöpfung seit langem ein großes Anliegen ist: Patriarch Dimitrios I. habe 1989 den „Tag der Schöpfung" am 1. September etabliert, sein Nachfolger Bartholomaios I. gelte als „grüner Patriarch" und werde von Franziskus in seiner Enzyklika zitiert.

Der Metropolit unterstrich, dass die Beilegung der ökologischen Krise auch eine spirituelle Dimension erfordere. Arsenios nannte den biblischen Begriff der Metanoia, der Buße und Umkehr, als erforderliche Haltung gegenüber der Schöpfung als Geschenk Gottes.

„Unmissverständliche Botschaft" des Papstes

In der katholischen Soziallehre seien die Themen Ökologie und Entwicklung bereits von mehreren Vorgängern von Papst Franziskus angesprochen worden. Darauf wies Paloma Fernandez de la Hoz von der Katholischen Sozialakademie (ksoe) hin. „Laudato si´" berufe sich aber neben der katholischen Tradition auch auf andere Autoritäten und unterscheide sich von vergleichbaren Dokumenten im Duktus: Franziskus habe „in verständlicher Sprache eine unmissverständliche Botschaft formuliert", die sich an die gesamte Menschheit richte.

Fernandez de la Hoz wandte sich gegen die Titulierung des Papstschreibens als „Öko-Enzyklika"; die von Franziskus angesprochenen Probleme sollten auch in ihrer politischen und sozialen Dimension gesehen werden. Der Papst plädiere für eine ganzheitliche Ökologie, die auch Erziehung oder Spiritualität umfasse.

(kap 25.06.2015 gs)








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